Wertpapierkredite, auch Effektenlombardkredite oder einfach nur Effektenkredite genannt, sind besondere Anwendungsfälle von Lombardkrediten. Sie werden ausschließlich mit Effekten, an der Börse handelbaren Wertpapieren, besichert.
Effektenkredite können zur freien Verwendung vergeben werden. Meistens sind sie jedoch zweckgebunden. Ihre Verwendung ist auf den kreditfinanzierten Wertpapierhandel beschränkt.
So gut wie alle Banken bieten Wertpapierkredite in irgendeiner Form an. Vor allem bei Online Brokern sind solche Darlehen in der Regel günstiger als vergleichbare Raten- oder Rahmenkredite.
Abgesehen von der Verpfändung oder Sicherungsübereignung von Wertpapieren werden in der Regel keine weiteren Sicherheiten verlangt.
Sehr oft wird die Vergabe eines Effektenlombardkredits von der Einrichtung eines Wertpapierdepots bei der kreditgebenden Bank abhängig gemacht.
Bisweilen wird ein Kreditrahmen automatisch mit der Depoteinrichtung zur Verfügung gestellt, sofern ein bestimmtes Wertpapiervolumen erreicht wird.
Tipps zum Wertpapierkredit
- Bei der Auswahl des passenden Brokers sollten die Trading- und Depotkosten ausschlaggebend sein, nicht unbedingt die Konditionen für einen Wertpapierkredit.
- Wertpapierkredite zur freien Verwendung sind empfehlenswerter als zweckgebundene Effektenkredite ausschließlich zur Vorfinanzierung von Wertpapierkäufen.
- Bei einem Kreditvergleich sollte nicht nur die Konditionen für Wertpapierkredite unterschiedlicher Anbieter sondern auch Bedingungen für Raten- oder Rahmenkredite externer Anbieter berücksichtigt werden.
- Mit einem Wertpapierkredit verbundene Risiken lassen sich minimieren, wenn nur ein Teil des gewährten Kreditrahmens, zum Beispiel 80 %, ausgeschöpft werden.
- Wertpapierkredite sind eigentlich zur Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsengpässe gedacht. Zweck ungebundene Wertpapierkredite können sich aber auch zur Ablösung teurer anderweitiger Verbindlichkeiten insbesondere zur Ablösung von Dispokrediten eignen, wenn die Bedingungen günstiger sind.
- Beim Wertpapierhandel auf Kredit werden nicht nur die möglichen Gewinne sondern auch die Verluste "gehebelt". Bei kreditfinanzierten Wertpapiergeschäften sollte man sich selbst gesetzten, strengen Regeln unterwerfen (zum Beispiel das Setzen von besonders niedrigen "Abstauberlimits", zu denen das betreffende Wertpapier erworben werden soll, die Spekulation nur mit sehr werthaltigen Aktien und der Einsatz des Effektenkredites nur im Rahmen vom Intradayhandel).
- Lombardkredite sind eine Alternative zum Verkauf von Effekten und anderen Vermögenswerten, um Liquiditätsengpässe auszugleichen. Wirtschaftlich lohnen sie sich aber nur, wenn die Sollzinsen und die Kosten des Darlehens niedriger als die Renditen der verpfändeten Wertpapiere sind.
Definition
Wertpapierkredite sind eine spezielle Form des Lombardkredits. Unter Lombardkredit versteht man Darlehen, die mit der Sicherungsübereignung oder der Verpfändung von Forderungen oder beweglichen Sachen besichert sind.
Die Pfandleihe ist ein solcher Lombardkredit, eigentlich ebenso ein Autokredit, wenn der Kfz Brief an die Bank übergeben wird. Wird eine Lebensversicherung beliehen, handelt es sich ebenfalls um einen Lombardkredit.
Die Vorteile dieser Darlehensform liegen in der einfachen und günstigen Beschaffung von Liquidität, ohne dass werthaltige Gegenstände oder Forderungen veräußert werden müssen.
Beim Wertpapierdarlehen gibt es drei Besonderheiten: die Besicherung allein durch Wertpapiere, die Verwendung des Darlehens und die Abhängigkeit des Beleihungswertes von der zukünftigen Wertentwicklung der Beleihungsgrundlage.
Effektendarlehen werden ausschließlich mit Wertpapieren besichert, die einen Anspruch auf Ertrag verbriefen (keine Wechsel oder Schecks).
In den überwiegenden Fällen werden sie ausschließlich zur Vorfinanzierung von Wertpapierkäufen vergeben (Wertpapierdispositionskredite).
Zweckungebundene Lombardeffektendarlehen sind eher selten. Sie werden von vielen Banken nur sehr zurückhaltend oder gar nicht beworben, denn mit ihnen lässt sich verhältnismäßig wenig Geld verdienen.
Effektendarlehen sind grundsätzlich Rahmenkredite, vergleichbar mit Dispositionskrediten. Nur soweit der Kreditrahmen ausgeschöpft wird, werden Zinsen oder Kosten fällig.
Vor allem bei Wertpapierdispositionskrediten wird häufig ein besonderes Girokonto oder Tagesgeldkonto als Verrechnungskonto eingerichtet, über das das Darlehen abgewickelt wird. Auf diese Weise ist die saubere Trennung von anderen Positionen gewährleistet.
Eignung zur kurz-oder mittelfristigen Fremdkapitalbeschaffung
Lombardkredite dienten ursprünglich den Banken zur kurzfristigen günstigen Beschaffung von liquiden Mitteln bei den Zentralbanken. Jetzt werden Effektenkredite zunehmend auch von privaten Anlegern aufgenommen.
Während Banken Effektendarlehen oft nur wenige Tage in Anspruch nehmen, haben Privatleute häufig deutlich längere Laufzeiten im Auge. Längere Laufzeiten erhöhen aber das Risiko, vor allem wenn Wertpapiere als Sicherheit verpfändet werden, denen hohe Kursschwankungen immanent sind, wie beispielsweise Aktien.
Kurzfristige Wertpapierkredite sind relativ risikolos, bei langen Laufzeiten ist das aber anders. Daran sollten Privatanleger denken, wenn sie Effektenkredite aufnehmen.
Der Grund für das zunehmende Risiko bei längeren Laufzeiten liegt in der Flexibilität des Beleihungswerts und gegebenenfalls auch der Beleihungsgrenze.
Beleihungswert und Beleihungsgrenze
Der Beleihungswert ist der jeweilige Marktpreis des verpfändeten Wertpapiers. Dienen Aktien zur Besicherung des Darlehens oder werden andere Wertpapiere, bei denen ein Kurs gebildet wird, als Sicherheit verwandt, ist der Beleihungswert beispielsweise mit den Kurswert identisch.
Die Beleihungsgrenze ist der prozentuale Anteil am Beleihungswert, der die Höchstgrenze der Kreditlinie markiert. Beispiel: Aktien mit einem Kurswert von 100.000 € werden für einen Effektenkredit verpfändet. Der Beleihungswert beträgt 100.000 €. Die Bank setzt eine Beleihungsgrenze von 50 % fest. Die Kreditlinie ist höchstens 50.000 €.
Das Problem sind die ständigen Kursschwankungen bei börsennotierten Wertpapieren.
Sinken Kurse und damit auch die Beleihungswerte, kann sich der eingeräumte Kreditrahmen verringern.
50 % von 100.000 € sind 50.000 €, von 75.000 € hingegen nur 37.500 €. Banken werden die Kreditlinie nicht bei jeder Kursschwankungen anpassen.
Jedoch wird eine Anpassung bei deutlichen Abschlägen von längerer Dauer in jedem Fall erfolgen. Wie Banken in solchen Fällen verfahren, wird grundsätzlich im Kreditvertrag geregelt.
Unterschiedliche Wertpapiergattungen haben verschiedene Beleihungsgrenzen. Die Beleihungsgrenzen können von Bank zu Bank etwas variieren.
Immer gilt aber: je höher die Risikoeinstufung eines Wertpapiers desto geringer die Beleihungsgrenze.
Zunächst fällt auf, dass für von Banken selbst emittierten Wertpapieren (Optionsscheine oder manche Zertifikate) die Beleihungsgrenze mit 0 % angesetzt wird.
Standardaktien zusammen mit den entsprechenden Fonds aus dem Euroraum werden mit ca. 50-70 % beliehen, Standardaktien in Fremdwährung und Nebenwerte mit ungefähr 30-50 %.
Die Beleihungsgrenze deutscher Staatsanleihen beträgt 100 %. Ausländische Staatsanleihen können je nach Rating und Laufzeit mit bis zu 80 % beliehen werden. Ähnlich hoch ist die Beleihungsgrenze beim Euro Geldmarkfonds.
Garantiezertifikate bringen 80 – 100 % der Kapitalgarantie, Unternehmensanleihen je nach Rating bis zu 70 %. Einzelne Hedgefonds werden grundsätzlich als Sicherheit nicht akzeptiert. Die Beleihungsgrenze von Dach-Hedgefondsfonds beträgt häufig nicht mehr als 30 %.
Auch bei anderen Lombardkrediten gibt es Beleihungsgrenzen. Spar-, Festgeld- oder Tagesgeldeinlagen werden regelmäßig zu 100 % akzeptiert.
Lebensversicherungen können zu 80 bis 90 % des Rückkaufwerts beliehen werden, Forderungen zu 60 bis 80 % des Nominalwertes, bewegliche Sachen wie Fahrzeuge, Maschinen, Investitionsgüter zu ca. 60 % des begutachteten Zeitwertes.
Wertpapierkreditvertrag
Effektenkredite sind Darlehen nach Paragraph 488 BGB. Sie werden auf der Grundlage eines Vertrages vergeben den die Bank mit ihren Kunden abschließt. Diese Verträge weisen einige Besonderheiten auf.
Zunächst wird die Verpfändung bestimmter Wertpapiere vereinbart. Durch die Verpfändung oder die Sicherungsübereignung wird dem Kreditnehmer jede Verfügung über seine Wertpapiere, wie Verkauf oder erneute Verpfändung, verwehrt.
Sonst ändert sich nichts. Insbesondere stehen dem Kreditnehmer Erträge aus seinem verpfändeten Wertpapieren weiterhin zu.
Oft wird die Vergabe eines Wertpapierkredits von der Einrichtung eines Depots bei derselben Bank abhängig gemacht.
Voraussetzung ist sehr oft außerdem ein bestimmtes Wertpapiervolumen. Es muss meistens zwischen 5.000 und 10.000 € betragen.
Handelt es sich um zweckgebundene Wertpapierkredite, wird die Zweckbindung im Darlehensvertrag geregelt.
Möglich sind außerdem Angaben über Beleihungswerte und Beleihungsgrenzen einzelner Wertpapiergruppen.
Aus Sicht des Kreditnehmers sind Regelungen über das Verfahren beim Überschreiten der aktuellen Kreditlinie besonders bedeutend.
Dieser Zustand tritt entweder durch Überziehung des an sich auf der Grundlage aktueller Beleihungswerte gerechtfertigten Kreditrahmens ein oder durch eine Verringerung des Beleihungswertes hervorgerufen durch Kursrückschläge.
Beleihungswert und Beleihungsgrenzen werden nicht zum Vertragsbeginn statisch festgelegt. Sie können sich vielmehr im Laufe der Zeit entsprechend dem Marktwert des Wertpapiers ändern.
Steigt die in Anspruch genommene Kreditsumme nicht nur kurzfristig über die Bewertungsgrenze des verpfändeten Wertpapiers, werden vertraglich vereinbarte Nachbesicherungsrechte ausgelöst.
Entweder muss die Kreditsumme durch Barzahlungen an die Bewertungsgrenze angepasst werden, oder es müssen zusätzliche Wertpapiere verpfändet werden.
Ist beides nicht möglich, greifen vertragliche Kündigungsrechte (Negativerklärung). Schlimmstenfalls werden die verpfändeten Wertpapiere verwertet. Manchmal wird allerdings eine Schonfrist eingeräumt, bevor die Verwertung startet, zum Beispiel eine Frist von vier Wochen.
Wertpapierdarlehen sinnvoll?
Zweck ungebundene Wertpapierkredite eignen sich besonders zur Ablösung von Dispositionskrediten. Manchmal sind sie sogar günstiger als normale Ratenkredite.
Effektendarlehen sind aber eher zur mittelfristigen oder kurzfristigen Kapitalbeschaffung geeignet.
Der Wertpapierhandel mit Lombardeffektenkrediten ist spekulativ. Die Hebelwirkung kann die Eigenkapitalrendite signifikant erhöhen.
Gleiches gilt aber auch für die Verluste. Privatanleger sollten Wertpapierkredite, wenn überhaupt, nur mit größter Vorsicht zum Kauf von Wertpapieren verwenden und sie dann auch nur kurzfristig einsetzen.
Erfüllen etwa kreditfinanzierte Aktien innerhalb des vorher festgesetzten Zeitrahmens die in sie gesetzten Gewinnerwartungen nicht, ist trotzdem ein Verkauf gegebenenfalls zur Verlustbegrenzung dringend anzuraten.
In solchen Fällen "Verluste laufen zu lassen" und auf Gewinne zu warten, ist ein sicherer Weg zu gravierenden Vermögenseinbußen.
Hohe Verluste entstehen darüber hinaus, sobald eine Verwertung der verpfändeten Wertpapiere durch die Bank nicht mehr abzuwenden ist.
Die Pfandverwertung ist in der Regel Folge von länger anhaltenden spürbaren Kursverlusten bei den verpfändeten Aktien.
Perioden allgemeiner Börsenschwäche sind die ungünstigsten Verkaufszeitpunkte. Die Aktien werden im allgemeinen unter Wert gehandelt. Manchmal können nicht einmal die Kaufkurse erzielt werden.
An zweckgebundenen Wertpapierkrediten verdienen sehr häufig nicht die Privatanleger durch Spekulationsgewinne sondern eher die Banken durch die Kreditvergabe und das dadurch ausgelöste höhere Wertpapierhandelsvolumen.
Die Vorteile von Effektenkrediten liegen in der Flexibilität eines Rahmenkredits und in den geringen Zinsen.
Wird ein Wertpapierdispositionskredit für den Intradayhandel verwandt (Kauf eines Wertpapiers auf Kredit und Verkauf noch am selben Tag) fallen grundsätzlich keine Zinsen an.
Bei zweckungebundenen Wertpapierkrediten liegt das Hauptrisiko im Kursverfall der verpfändeten Papiere, der eine Nachbesicherungspflicht auslösen kann. Bei zweckgebundenen Wertpapierkrediten kommt das hohe Verlustrisiko im Rahmen von Spekulationsgeschäften hinzu.
Wertpapierkredit ohne SCHUFA?
Die meisten Anbieter von Lombardkrediten oder Wertpapierkrediten verzichten auf eine Schufaauskunft, weil ihnen die verpfändeten Vermögenswerte als Sicherheit ausreichen.
Vorausgesetzt werden aber sehr oft Nachweise eines geregelten Einkommens durch Überlassung der letzten drei Gehaltsabrechnungen oder ähnliche Unterlagen.
Anbieter von Lombardeffektenkrediten
Die günstigsten Angebote findet man bei Online Brokern. Internetableger großer Banken gewähren oft einen Onlinebonus auf die Zinsen.
Zweck ungebundene Wertpapierkredite vergeben zum Beispiel Cortal Consors, DAB Bank und Deutsche Bank (Max Blue). Besonders günstig sind regelmäßig die Effektenkredite der Deutsche Bank Tochter Max Blue.
Weitere Anbieter sind beispielsweise Comdirekt, onvista, SBroker (Sparkassen) oder die luxemburgische Tochter der Nord/LB.
Die Konditionen sind recht unterschiedlich nicht nur was die Zinshöhe angeht sondern auch in Bezug auf die Kreditabwicklung.
Bei einem Vergleich mehrerer Anbieter ist deshalb nicht nur die Zinshöhe bedeutend. Darüber hinaus spielen sonstige Vertragsbedingungen eine wesentliche Rolle.
Die Vertragsbedingungen sind häufig komplex und lassen sich in einen Vergleichsrechner nur schwer einbeziehen.
Man findet aber das Kleingedruckte auf der Webseite der entsprechenden Internetbank. Kreditinteressierte sollten sich nicht nur auf einen der vielen Onlinevergleiche verlassen, sondern sich über die Vertragsbedingungen im einzelnen genau informieren.