Unternehmensanleihen werden bisweilen Privatanlegern empfohlen, die besonders auf Sicherheit bei der Geldanlage bedacht sind.
Corporate Bonds oder Obligationen wie Unternehmensanleihen ebenfalls genannt werden, sollen eine besonders renditestarke Alternative zu klassischen Kapitallebensversicherungen und Anlageformen wie Festgeld oder Tagesgeld sein.
Lassen sich doch mit diesen, in Deutschland nach wie vor sehr beliebten, Kapitalanlagen seit der Finanzkrise keine großen Sprünge mehr machen.
Mit Termingeldern ist gerade einmal der Inflationsausgleich möglich und die Garantieverzinsung bei Lebensversicherungen ist kaum noch der Rede wert.
Nominale Zinsen in Höhe von 3 oder 7 % hören sich da natürlich besser an.
Aber Unternehmensanleihen sind eine völlig andere Anlageform als reine Sparprodukte. Aus Sicht des Anlegers ähneln sie eher Aktien als risikoarmen Termingeldern.
Je nach Bonität des Unternehmens gehören sie außerdem einer deutlich höheren Risikoklasse an.
Was sind Unternehmensanleihen?
Unternehmensanleihen sind verbriefte Inhaberschuldverschreibungen. Das ausgebende Unternehmen verschafft sich mit Bonds Fremdkapital.
Der Erwerber erhält ein verbrieftes Recht auf Auszahlung der nominalen Zinsen, Rückzahlung des Nominalbetrages und gegenüber Aktionären vorrangige Befriedigung im Insolvenzfall.
Obligationen sind festverzinsliche Wertpapiere. Wirtschaftlich betrachtet ähneln sie aus der Sicht des Anlegers einem ungesicherten Kredit.
Welche Konditionen im Einzelnen gelten, ist im Emissionsprospekt genau festgelegt.
Investieren Anleger in einzelne Unternehmensanleihen, tun sie gut daran, sich die Informationen aus dem Prospekt genau anzuschauen.
Vor jeder Investition ist darüber hinaus die Auseinandersetzung mit den wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen des Emittenten empfehlenswert.
Nennbetrag
Der nominale Betrag ist der tatsächliche Wert der Inhaberschuldverschreibungen. Die nominale Verzinsung geschieht auf der Grundlage des Nennbetrages.
Mit Laufzeitende wird der Nennbetrag an den Inhaber der Urkunde ausgezahlt.
Möglich ist allerdings auch eine stufenweise Auszahlung (Tilgungsplan), sofern dies im Prospekt vorgesehen ist.
Laufzeiten
Unterschieden werden regelmäßig kurzfristige Laufzeiten (2- 4 Jahre) von mittelfristigen und langfristigen (mehr als sechs oder acht Jahre) Laufzeiten.
Die Laufzeiten können Einfluss auf die Risikobewertung von Unternehmensanteilen haben.
Fonds und ETFs, die kurzfristig in Bonds investieren, sind generell sicherer, allerdings bei geringerer Rendite.
Nominalverzinsung und Kupon
Der Nominalzins kann im Vorhinein fest vereinbart sein. Dem Ausgeber kann aber auch ein Recht zur Anpassung eingeräumt werden.
Schließlich ist eine variable Verzinsung möglich, die sich nach einem Referenzzinssatz richtet.
Die Höhe des Zinssatzes ist vom Rating und auch von der Länge der Laufzeit abhängig. Je länger die Laufzeit und je schlechter das Rating, desto höher der Nominalzins.
Der Nominalzins ist im Zinskupon verbrieft, der zur Auszahlung vorgelegt wird.
Die Zinsen werden auf das Jahr berechnet und meistens jährlich im Nachhinein ausgezahlt.
Der Nominalzins darf nicht verwechselt werden mit der tatsächlichen Rendite. Die Rendite errechnet sich nicht auf den Nennbetrag, sondern auf den Anschaffungspreis.
Darüber hinaus kann die Rendite steigen, wenn die Unternehmensanleihe vor Laufzeitende mit einem Kursgewinn verkauft wird.
Ist der Anschaffungspreis höher als der Nennbetrag, verringert sich die rechnerische Rendite gegenüber dem Nominalzins bereits mit dem Erwerb, im entgegengesetzten Fall ist die Rendite höher als der Nominalzins.
Kündigungsrecht
Der Herausgeber kann das Recht haben, die Anleihe zu kündigen und zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückzukaufen.
In solchen Fällen wird meist im Prospekt festgelegt, dass eine höhere Summe als der Nominalbetrag an den Inhaber der Anleihe ausgezahlt werden muss.
Rating
Unternehmensanleihen unterliegen einem Rating. Das sind "Noten", die von bestimmten Ratingagenturen herausgegeben werden.
Das Rating wird im Prospekt verzeichnet.
Hat ein Unternehmen ein gutes Rating, wird das Ausfallrisiko für Gläubiger als gering angesehen und der Nominalzins ist moderat.
Bei schlechtem Rating müssen die Emittenten einen "Risikozuschlag" zahlen. Der Nominalzins wird entsprechend höher angesetzt, um die Anleihe unterbringen zu können.
Vorsicht also bei ungewöhnlich hoch verzinsten Bonds. Wird in Einzelpapiere investiert, sollte die Note immer sehr gut oder gut sein, der angegebene Wert also mit einem A beginnen.
Darüber hinaus ist wichtig, welche Ratingagentur das ausgebende Unternehmen bewertet hat.
Es sollte eine anerkannte, große Agentur sein. Handelt es sich bei der Agentur um einen Namen, der in der Finanzwelt kaum bekannt ist, sollte man bei guten Noten eher misstrauisch sein.
Unternehmensanleihen handeln
Selten wird es einem Anleger möglich sein, eine bestimmte Anlage zum Nominalwert direkt vom Emittenten zu erwerben.
Unternehmensanleihen werden meistens von der Bank zum Marktpreis oder an der Börse zum Kurswert gekauft. Die Anschaffung von Bonds verursacht in der Regel Maklergebühren und Depotkosten.
Unternehmensanleihen können darüber hinaus zum Rücknahmepreis unter Berücksichtigung des jeweiligen Kurses vorzeitig verkauft werden.
Am einfachsten lässt sich mit Unternehmensanleihen handeln oder sogar spekulieren, wenn das Wertpapier an einer Börse gehandelt wird. In Deutschland kommen die Börse Frankfurt und die Stuttgarter Börse in Betracht.
Dabei ist aber folgendes zu beachten:
Viele Anleihen vor allem von Unternehmen mittlerer Größe werden in erster Linie von Investoren wie Banken und Versicherungen "over the counter" erworben, also ohne Einschaltung der Börse.
Deswegen ist das Handelsvolumen bei solchen Unternehmensanleihen ausgesprochen gering.
Anleger sollten aber immer auf ein ausreichendes Handelsvolumen achten, um beim Erwerb und auch beim Verkauf angemessene Preise zu erzielen.
Die Kosten für die Anschaffung, den Verkauf und die Verwahrung von Unternehmensanleihen können minimiert werden, wenn man Unternehmensanleihen online kauft und verkauft.
Viele Broker stellen entsprechende Internetplattformen zur Verfügung und bieten sehr kostengünstige Depots an.
Was bewegt die Kurse?
Der Kurs eines börsengehandelten Corporate Bonds unterliegt einer Reihe von Einflussgrößen.
Zunächst wird er von der Entwicklung der einschlägigen betriebswirtschaftlichen Unternehmensdaten bestimmt. Treten beispielsweise Liquiditätsprobleme auf, wird der Kurs reichlich Federn lassen.
Negativ wirkt sich natürlich auch aus, wenn eine Ratingagentur das Unternehmen nach Ausgabe von Anleihen herabstuft.
Wesentlich für die Kursentwicklung ist darüber hinaus die Entwicklung des allgemeinen Zinsniveaus.
Steigt das Zinsniveau während der Laufzeit, haben professionelle Anleger neue Anlageperspektiven.
Nach dem Anstieg des Zinsniveaus herausgegebene Bonds versprechen bessere Renditen. Viele Anleger werden umschichten. Die Folge sind sinkende Kurse.
Fällt das Zinsniveau nach Ausgabe der Unternehmensanleihe, kann der umgekehrte Fall eintreten. Der Kurs wird aller Voraussicht nach steigen.
Wegen dieser Abhängigkeit der Renditen von allgemeinen wirtschaftlichen Rahmendaten gelten Obligationen mit kurzer Laufzeit als besonders sicher, jedenfalls wenn das Zinsniveau beim Erwerb niedrig ist.
Kurze Laufzeiten ermöglichen einen raschen Ausstieg, ohne dass mit Kursverlust verkauft werden muss.
Kurse und Renditen
Unternehmensanleihen eignen sich zur Spekulation. Wer unter Pari (unter Nennwert) einkauft und über Pari verkauft, kann sich über hohe Kursgewinne freuen, die die Rendite gegenüber dem verbrieften Nominalzins erheblich erhöhen.
Allerdings setzt dies die richtige Einschätzung zukünftiger Zinsentwicklungen voraus, ebenso wie bei Aktien ein schwieriges Unterfangen.
Seit Mitte 2014 gehen viele Insider davon aus, dass der Zenit bei den Kursen vieler Bonds erreicht ist.
So lässt offenbar die Nachfrage für neu aufgelegte Anleihen teilweise kräftig nach und die Anzeichen für Zinserhöhungen in den USA mehren sich. Sicher sind aber solche Prognosen niemals.
Soll der ursprünglich in Unternehmensanleihen investierte Betrag anderweitig angelegt werden, heißt es rechnen.
Womit kann eine höhere Rendite erzielt werden? Mit einer Neuanlage des erwirtschafteten Verkaufserlöses in ein anderes Finanzprodukt gleicher Risikoklasse oder wenn die Anleihen bis zum regulären Laufzeitende weitergeführt werden?
ETFs und Fonds
Eine Alternative zum Erwerb einzelner Unternehmensanleihen ist die Investition in entsprechende ETFs oder Fonds. Auf diese Weise können Risiken gestreut werden, weil man an vielen Unternehmensanleihen beteiligt ist.
Besonders interessant sind passiv gemanagte Indexfonds oder ETFs, die wenig Rendite mindernde Kosten verursachen und meist einen breit angelegten Index abbilden.
Der für solche Finanzprodukte aufgelegte Prospekt zeigt, welche Anlagestrategie verfolgt wird und in welche Einzelwerte investiert wird.
Am sichersten sind Indexfonds, die ausschließlich in Anleihen werthaltiger, internationaler Konzerne investieren.
Wird allerdings in Fonds mit fremder Währung investiert, besteht ein Währungsrisiko, welches die Rendite erhöhen oder schmälern kann.
Unterschiedliche Risikoklassen
Corporate Bonds werden je nach Emittent und Ausgestaltung in unterschiedliche Risikoklassen eingeteilt.
Am sichersten sind Anleihen mit guter Bonität (A-Rating), die gemeinhin in die Risikoklasse zwei eingestuft werden.
Alle anderen gehören höheren Risikoklassen an. Zum Vergleich: Festgeld, Tagesgeld und Spareinlagen gehören zur Risikoklasse 1.
Aktien oder Unternehmensanleihen?
Mit einer Aktie wird der Anleger nicht Inhaber eines bestimmten Unternehmens. Er hat Mitwirkungsrechte und Stimmrechte. Im Fall einer Insolvenz werden Ansprüche von Aktionären nachrangig befriedigt.
Der Inhaber einer Unternehmensanleihe ist praktisch ein Kreditgeber mit einem verbrieften Rückzahlungs- und Zinsanspruch.
Er ist nicht am Unternehmen selbst beteiligt. Dafür wird er im Insolvenzfall auch nicht nachrangig behandelt.
Welches Wertpapier ist vorzuziehen? Unserer Meinung nach eindeutig Aktien werthaltiger Blue Chips.
Anders als Bonds mit A-Rating haben Aktien keine begrenzte Laufzeit, sie sind deshalb flexibler und können so lange gehalten werden, wie der Anleger es möchte.
Der Anleger kann also durch die Wertsteigerung der Aktie am langfristigen Unternehmenserfolg teilhaben.
Das ist aus Anlegersicht der entscheidende Vorteil zur Unternehmensanleihe. Kursschwankungen sind natürlich möglich, aber die gibt es bei Bonds auch.
Eine langfristig angelegte Investition in werthaltiger Aktien verspricht die beste Rendite bei einer Risikoklasse, die sich kaum von der Risikoklasse für Unternehmensanleihen unterscheidet.
Für Privatanleger ist allerdings auch hier die Investition in Indexfonds oder ETFs einer Investition in einzelne Aktien vorzuziehen. Es gibt auch passiv gemanagte Fonds, die ausschließlich in Aktien mit hoher Dividendenauszahlung investieren.
Wem das Risiko von Aktienanlagen trotzdem zu hoch ist, der sollte als Alternative zum Termingeld oder zur Spareinlage vielleicht eher auf Staatsanleihen mit hohem Rating als auf Unternehmensanleihen ausweichen.
Chancen und Risiken
Wie bei jeder Anlageform gibt es auch bei Unternehmensanleihen nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile. Hier eine Übersicht:
Vorteile:
- Regelmäßige, von vornherein festgeschriebene Zinszahlungen.
- Gegenüber Staatsanleihen und Termingeldern hohe Nominalverzinsung.
- Mögliche Kursgewinne erhöhen Rendite.
- Jederzeit verfügbar, besonders wenn börsennotiert.
Nachteile:
- Keine Beteiligung am Unternehmenserfolg wie bei Aktien mit vergleichbarem Risiko.
- Kursverluste bei vorzeitigem Verkauf möglich.
- Im Gegensatz zum Termingeld und zur Spareinlage Ausfallrisiko bei Insolvenz.
- Währungsrisiko bei Unternehmensanleihen in Fremdwährung.
- Kosten beim Erwerb und Depotkosten.
Viele Nachteile können weit gehend vermieden werden, wenn Unternehmensanleihen bis zum Laufzeitende gehalten werden und nur in Corporate Bonds mit gutem Rating investiert wird.
Bei Fonds oder ETFs ist es allerdings nicht möglich, ein Laufzeitende abzuwarten, um den Nominalwert erstattet zu bekommen. In diesen Fällen sind Anleger dem Kursrisiko vollständig ausgesetzt.