Cleverere Anleger kaufen Luxusuhren als Kapitalanlage, so hört man bisweilen. Eine Geldanlage in wertvolle Uhren gleichgültig, ob neu oder gebraucht, soll bisweilen sogar höhere Renditen bringen als Aktien oder andere herkömmliche Geldanlagen.
Alternative Geldanlagen, zu denen Sammlerobjekte wie Uhren gehören, sind seit der Finanzkrise in. Protagonisten werden nicht müde, auf exorbitante Gewinne im Rahmen von Auktionen als Beleg für besonders beeindruckende Renditechancen hinzuweisen.
Und natürlich haben professionelle Teilnehmer am Kapitalmarkt neue Einnahmequellen entdeckt. Die Platzierung von Uhrenfonds ließ nicht lange auf sich warten.
Ein Vorreiter ist der Uhrenfonds "Precious Time Fund"der Fondsgesellschaft Elite Advisers.
Der offene Investmentfonds, herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem italienischen Sammler und Bankier Alfredo Paramico setzt auf Vintage Uhren vor allem der Marken Rolex und Patek Philippe.
Unmittelbar nach seiner Auflage konnte derFonds in etwa anderthalb Jahren ca. 18 % Rendite erwirtschaften und damit den S&P 500 Index schlagen.
Erfolgsmeldungen dieser Art sind typisch für Alternative Geldanlagen. Einzelfälle werden als Beispiele für außergewöhnliche Ertragschancen herangezogen.
Dabei wird häufig außer Acht gelassen, wie unkalkulierbar beispielsweise Auktionserfolge sind, und dass Einzelerfolge aus der Vergangenheit kein Beleg für die Ertragsstärke einer bestimmten Assetklasse sind.
Zusammenfassung und Tipps
- Für Sammler wie Kapitalanleger ist ausreichendes Fachwissen Voraussetzung für den Erfolg. Bücher als Informationsquelle sind ein Einstieg, reichen aber unseres Erachtens nicht aus, um den Markt einschätzen zu können. Empfehlenswert sind Besuche von Fachmessen (Chrono24), Gespräche mit Fachleuten und Teilnahme an Auktionen.
- Luxusuhren sollten nicht nur unter dem Aspekt möglicher Wertsteigerungen erworben werden. Wie bei allen Sammlerobjekten ist es wichtig, nur zu kaufen, woran man auch Gefallen findet. Stellt sich der wirtschaftliche Erfolg nicht ein, kann man sich wenigstens über die Anschaffung freuen.
- Diversifikation ist ein wichtiger Faktor. Nur in eine einzige Rolex oder Patek Philippe zu investieren ist nicht weniger riskant, als sich auf nur eine Aktie zu beschränken. Ein Portfolio bestehend aus 6 bis 10 Uhren ist wohl optimal.
- Sich allein beim Vermögensaufbau oder der Kapitalanlage auf Alternative Geldanlagen wie Uhren zu beschränken, das wird von keinem seriösen Fachmann empfohlen. Eine Geldanlage in Uhren kann bestenfalls als Beimischung zu einem gut diversifizierten Portfolio dienen.
- Luxusuhren sind teuer. Selbst der Erwerb von Anteilen an den exklusiven offenen und geschlossenen Uhrenfonds dürfte relativ viel Kapital erfordern. Uhren als Kapitalanlage sind demnach in erster Linie etwas für kapitalkräftige Anleger.
- Nicht jede Uhrenmarke eignet sich als Sammlerobjekt und gleichzeitig als Geldanlage. Eigentlich kommen nur die klassischen Produkte der bekannten Hersteller aus der Schweiz in Betracht. Als Geldanlage besonders erfolgsversprechend sind Uhren, die in sehr kleiner Auflage hergestellt wurden oder noch regelmäßig hergestellt werden.
- Allgemein wird empfohlen, Uhren als langfristige Kapitalanlage zu betrachten. Sinnvoll sollen Anlagezeiträume ab 10 Jahre und länger sein. Allerdings scheint sich der Uhrenmarkt in den letzten 5 Jahren mit einer Wertsteigerung von 32 % besonders gut entwickelt zu haben. Wahrscheinlich ist dies der anhaltenden Niedrigzinsphase geschuldet.
- „Kultuhren“ gelten als besonders geeignete Kapitalanlage. Dazu gehören Luxusuhren mit besonderen Zusatzfunktionen oder seltene Produkte, mit der eine bestimmte Geschichte oder Modeströmung verbunden wird. Beispiele: Patrick Philippe 1518 (erster serienmäßig hergestellter ewiger Kalender) oder Rolex Daytona in der von Paul Newman getragenen Art-Deco-Ausstattung.
- In neue Uhren oder in gebrauchte Uhren investieren? Oft wird der Sekundärmarkt empfohlen. Die Wertbeständigkeit alter Uhren lässt sich besser einschätzen. Luxusuhren werden zudem häufig in limitierter Auflage hergestellt oder überhaupt nicht mehr produziert. Bei Uhren in limitierter Auflage (Limited Edition) gibt es bisweilen jahrelange Wartezeiten.
- Vintage oder gebrauchte Uhren haben eine Geschichte. Im Sekundärmarkt erworbene Luxusuhren sollten von einwandfreiem Zustand sein und über Zertifikate verfügen, aus denen sich ihre Originalität ergibt.
- Luxusuhren online kaufen ist häufig günstig und bequem. Selbst bei eBay werden Sammlerobjekte angeboten. Allerdings besteht eine gewisse Gefahr, auf Fälschungen hereinzufallen.
Welche Uhr eignet sich als Geldanlage?
Nicht jede Uhr und jede Uhrenmarke ist als Kapitalanlage geeignet.
Damit Sammler wenigstens theoretisch von einer kontinuierlichen Wertsteigerung ausgehen können, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein.
Maßgeblich sind der Hersteller, die Auflage, das Alter und die mit einer bestimmten Marke verbundenen Besonderheiten.
Hersteller
Nur Uhren von stark nachgefragten Marken lohnen sich. Am besten handelt es sich um mechanische Luxusuhren, die aus den besten Materialien gefertigt werden.
Der Hersteller sollte eigene Uhrwerke verbauen. Beispiele solcher Marken sind:
- Rolex
- Patek Philippe
- A. Lange & Söhne
- Omega
- IWC
- Glashütte
- Audemars Piguet
Uhren solcher Hersteller sind in der Regel überdurchschnittlich teuer. Es gibt aber auch die Möglichkeit, mit preisgünstigeren Uhren eine Rendite zu erwirtschaften.
Beispielsweise können billige Swatch Uhren mit der Zeit an Wert gewinnen, wenn die Auflage limitiert ist und die Uhr von berühmten Designern oder Künstlern entworfen wurde.
Limitierte Auflagen
Je weniger Uhren einer bestimmten Marke hergestellt werden, desto wertvoller können sie theoretisch werden.
Anleger sollten deshalb auf limitierte Auflagen (Limited Edition) achten. Manche Hersteller wie Lange & Söhne stellen überhaupt nur eine bestimmte Anzahl von Uhren jährlich her beispielsweise 5500.
Andere begrenzen die Auflage eines bestimmten Uhrenprodukts auf wenige 100 oder wenige 1000 Einzelstücke.
Besonders wertvoll können natürlich Einzelanfertigungen werden, die nur in wenigen Stücken hergestellt wurden, und deren Herstellung unterdessen eingestellt wurde.
Echte Limitierung bedeutet eine Verringerung der Stückzahl unter Durchschnitt. Alle Luxusuhren werden nur in einer bestimmten Stückzahl hergestellt, manchmal nicht höher als 1000 Exemplare.
Dabei handelt es sich um den Normalfall und um keine echte Limitierung. Die liegt vor, wenn nur wenige Exemplare auf den Markt gebracht werden, beispielsweise unter 100 Exemplare.
Besonderheiten
Uhren mit zusätzlichen Komplikationen gelten als besonders nachfragestark. Komplikationen bezeichnen Zusatzfunktionen.
Das können ewige Kalender, mehrere Zeitzonen, Mondphasenanzeigen, Datumsanzeigen und ähnliches sein.
Beispiel:
Die Patek Philippe 1518 ist das erste Serienprodukt mit einem ewigen Kalender. Die erste Serie bestand aus ungefähr 300 Exemplaren, wovon nur sehr wenige aus Stahl hergestellt wurden. Im November 2016 brachte eine solche Uhr bei einer Auktion in Genf etwa 11 Millionen Schweizer Franken.
Diese klassische Luxusuhr ist außerdem ein Beispiel für einen anderen wertbildenden Faktor, nämlich welche Geschichte hinter der Uhr steckt.
Hier ist es das erste Serienprodukt mit einem ewigen Kalender. Bei der Art-Deco Rolex Daytona ist es die Nutzung durch Paul Newman in den 1960er Jahren.
Der Omega Zeitmesser Seamaster 300 Spectre profitiert davon, dass die Uhr vom Schauspieler Daniel Craig im Bond Film Spectre getragen wurde. Hergestellt wurden etwa 7000 Uhren dieses Typs.
Neu oder gebraucht?
Neue Uhren werden für eine Kapitalanlage als weniger geeignet angesehen. Zunächst einmal ist der Erwerb nicht so einfach.
Manche Hersteller setzen eine Bewerbung voraus oder es gibt lange Wartezeiten, bevor die Uhr an einen bestimmten Investor ausgeliefert wird.
Entscheidend aber ist der sogenannte Weichkostenanteil. Damit sind Kosten gemeint, die sich nicht unmittelbar durch den Wert der Uhr rechtfertigen.
Ein Beispiel sind Handelsaufschläge und Margen von zum Teil über 50 %. Kaufen Anleger auf dem Primärmarkt, direkt vom Hersteller oder von einem Konzessionär, unmittelbar nach Neuauflage eine Uhr, tragen sie die Aufschläge voll.
Zudem ist bei Uhren der Preis auf dem Sekundärmarkt entscheidend. Was auf dem Sekundärmarkt gut läuft, wird auch auf dem Primärmarkt teuer verkauft.
Ideal ist der Erwerb von möglichst neuwertigen sogenannten Vintage Uhren. Solche im engeren Sinne gebrauchten Uhren können über Händler oder Auktionen erworben werden. Allerdings gilt es, dabei einiges zu beachten.
Insbesondere: gebrauchte Uhren
Eine gebrauchte Uhr muss äußerlich in einem einwandfreien Zustand sein. Schon der kleinste Kratzer bedeutet Wertverlust. Das ist aber keinesfalls alles, und vielleicht noch nicht einmal die Hauptsache.
Wichtig sind Nachweise über die Echtheit der Uhr und Zertifikate „zum Lebenslauf“. Besonders ältere Uhren werden sich häufig nicht mehr im Originalzustand befinden.
Im Laufe der Zeit wurden beispielsweise Reparaturen durchgeführt und Ersatzteile eingebaut. Folgende Unterlagen sind bedeutend:
- Die ursprüngliche Rechnung, wenn noch vorhanden.
- Die Originalverpackung.
- Zertifikate über die regelmäßige Wartung und Revision durch Hersteller und Fachbetriebe.
- Unterlagen über die Authentifizierungsklasse.
Die höchste Authentifizierungskategorie ist gegeben, wenn sich alle Teile der Uhr bei technischer Wartung und gegebenenfalls Reparaturen noch im Zustand der ursprünglichen Fertigung befinden.
Ist das nicht der Fall, wurden beispielsweise einzelne Komponenten durch fertigungsfremde Teile ersetzt oder liegt sogar eine Fälschung von Originalteilen vor, wirkt sich das nicht nur auf die Authentifizierungskategorie negativ aus, sondern ebenso auf die Werthaltigkeit der Uhr.
Eine Auflistung der Kategorien findet man auf https://www.watchtime.net/nachrichten/uhren-als-geldanlage-3-tipps-fuer-kapitalanleger/.
Luxusuhren online kaufen?
Online kauft man alles günstiger. Das mag selbst für Luxusuhren gelten. Angebote auf eBay sprechen dafür.
Geworben wird meistens mit erheblichen Abschlägen vom Listenpreis, manchmal bis zu 25 %. Solche Angebote sind möglich wegen der hohen Händlermargen neuer Produkte und wegen der im Grunde niedrigen Produktionskosten für eine Einzeluhr.
Trotz dieser Preisvorteile, der Onlineerwerb einer Luxusuhr ist grundsätzlich nicht empfehlenswert.
Zertifikate und andere Unterlagen können vor dem Kauf regelmäßig nicht im Original eingesehen werden. Häufig werden Ladenhüter ohne große Aussicht auf Wertsteigerungen angeboten, oder es werden dem Käufer Fälschungen angedreht.
Für Laien, die sich wegen der Preisvorteile noch am ehesten auf einen Internetkauf einlassen, ist der Unterschied zwischen Original und Fälschung häufig einfach nicht auszumachen.
Was auf den Angebotsfotos wie eine echte Omega aussieht, kann sich durchaus später als Fälschung mit einem billigen Uhrwerk herausstellen. Besondere Vorsicht ist angesagt, wenn die Fotos im Angebot etwas unscharf sind.
Fazit
Uhren als Kapitalanlage unterscheiden sich nicht wesentlich von Investitionen in andere Sachwerte, die unter alternativen Geldanlagen zusammengefasst werden.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Kapitalanlage ist überdurchschnittliches Fachwissen.
Zudem sollte der Investor über nicht allzu wenig Kapital verfügen. Ein sehr langfristig ausgelegter Anlagehorizont schützt vor negativen Überraschungen bei der Wertentwicklung.
In der Regel sind besondere Wertsteigerungen Glücksfälle. Sammler sollten sich über solche Glücksfälle freuen.
Die Auswahl einer bestimmten Luxusuhr sollte hingegen nicht vornehmlich unter Kapitalanlagegesichtspunkten vorgenommen werden.
Besser ist, den persönlichen Geschmack entscheiden zu lassen, ohne natürlich den handwerklichen Wert der Uhr unberücksichtigt zu lassen.
Anders als bei herkömmlichen Geldanlagen fehlen bei alternativen Kapitalanlagen regelmäßig verlässliche Maßstäbe, nach denen die Wertentwicklung auch nur abgeschätzt werden kann.
Im Prinzip gilt dies auch für Luxusuhren. Allerdings hat sich jedenfalls in den letzten Jahren ein relativ stabiler Markt herausgebildet.
Wer also unbedingt in die üblich genannten Sachwerte investieren möchte, weil er herkömmlichen Anlageprodukten wie Aktien oder festverzinslichen Wertpapiere nicht traut, ist mit Luxusuhren wahrscheinlich nicht schlecht bedient.
Eine Kapitalanlage in Vintage Uhren gewährleistet noch am ehesten den Werterhalt der ursprünglich getätigten Investitionen.
Allerdings ist die stabile Wertentwicklung von Luxusuhren in den letzten Jahren vor allem der sich an die Finanzkrise anschließenden Niedrigzinsphase geschuldet.
Ändern sich die Verhältnisse auf den Finanzmärkten, kann das negative Folgen für die Wertanlage in Uhren haben. Insofern sind Uhren als Geldanlage spekulativ.