Sicher soll die Geldanlage sein. Für viele deutsche Sparer steht bei der Kapitalanlage Sicherheit an erster Stelle vor Rendite. Tagesgeld, Festgeld, Sparbriefe, sogar Sparbücher erfreuen sich nach wie vor hoher Beliebtheit – selbst in Zeiten lächerlich geringer Verzinsung.
Aber nicht jedes dieser Sparprodukte eignet sich zur Verfolgung eines jeden Sparzwecks. Wird das falsche Produkt gewählt, können Vermögenseinbußen die Folge sein.
Einige von ihnen sind sogar weniger sicher und berechenbar, als mancher Geldanleger annimmt.
In diesem Beitrag erklären wir, worin sich die einzelnen Sparprodukte unterscheiden, für welche Anlagezwecke sie sich eigenen und auf welche Fallstricke geachtet werden sollte.
Sparbrief vs Festgeld
Festgeld und Sparbriefe haben eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Jedoch gibt es auch gravierende Unterschiede.
Bei beiden Sparprodukten werden Zinsen und Laufzeit fest vereinbart.
Während der Laufzeit können Anleger über das eingesetzte Kapital nicht verfügen. Ein reguläres Kündigungsrecht gibt es nicht.
Manche Banken entlassen ihre Kunden im Kulanzwege vorzeitig aus dem Festgeldvertrag, wenn dies gewünscht wird. Jedoch fallen Strafgebühren an.
Sparbriefe können beliehen werden, also als Sicherheit für einen Kredit dienen. Eine Veräußerung ist nicht ausgeschlossen, aber regelmäßig mit Finanzeinbußen verbunden.
Es gibt sogar einen Zweitmarkt, die Sparbriefbörse Deutschland.
Die Sparbriefbörse wird als Onlinemarktplatz von den Wertpapierbörsen Hamburg und Hannover betrieben.
Der Verkauf erfolgt im Rahmen einer Auktion. Der erzielte Kaufpreis wird durch Maklergebühren und andere Auslagen geschmälert.
Bei Sparbriefen gibt das ausgebende Kreditinstitut die Laufzeiten regelmäßig vor. Raum für individuelle Vereinbarungen gibt es grundsätzlich nicht.
Üblich sind Laufzeiten zwischen einem und zehn Jahren in Jahresintervallen.
Festgeld ist bei den Laufzeiten flexibler.
Anleger können die Dauer der Geldanlage in einem vorgegebenen Rahmen frei vereinbaren. Möglich ist kurzfristiges Festgeld mit Laufzeiten von drei, sechs oder neun Monaten.
Darüber hinaus können Laufzeiten in Jahresintervallen vereinbart werden. Die Höchstgrenze liegt bei zehn Jahren.
Deutliche Unterschiede gibt es beim Rechtscharakter beider Anlageformen.
Festgeld ist eine klassische Bankeinlage. Sparbriefe hingegen sind Schuldverschreibungen. Sie verbriefen eine Forderung des Anlegers gegen die Bank.
Das Festgeld unterliegt der gesetzlichen Einlagensicherung. Gleiches gilt für den Sparbrief, sofern er als Namensschuldverschreibung ausgegeben wird.
Sparkassen und Genossenschaftsbanken geben Sparbriefe allerdings auch als Inhaberschuldverschreibungen aus.
In diesen Fällen gilt die gesetzliche Einlagensicherung nicht. Stattdessen greift aber der freiwillige Einlagensicherungsfonds der Sparkassen und Genossenschaftsbanken.
Von besonderem Interesse für Anleger sind selbstverständlich die verschiedenen Zinsmodelle.
Festgeldzinsen werden jährlich oder am Ende der Laufzeit ausgeschüttet. Die zweite Variante kann für den Anleger ungünstig sein, sofern die Bank keine Zinseszinsen zahlt. Dies ist leider häufig der Fall.
Bei Sparbriefen sind drei verschiedene Zinsmodelle üblich.
Vereinbart werden kann eine jährliche Zinsausschüttung. Aufgezinste Sparbriefe schütten die Zinserträge nebst Zinseszinsen am Ende der Laufzeit aus.
Abgezinste Sparbriefe ziehen den zukünftigen Zinsertrag vom Kaufpreis ab. Der Kaufpreis ist also niedriger als der Nennbetrag. Am Laufzeitende wird der Nennbetrag ausgezahlt.
Sparbriefe oder Festgeld, welche Anlageform ist die bessere?
Beide Geldanlagen gehören in die niedrigste Risikoklasse. Das eingesetzte Kapital ist garantiert. Insofern sind diese Kapitalanlagen sogar noch sicherer als die meisten Rentenpapiere, die Kursschwankungen unterliegen können.
Diese Sicherheit kostet. Die Renditen sind bei beiden Anlageformen gering. Häufig wird Festgeld etwas besser verzinst.
Sowohl Festgeld als auch Sparbriefe garantieren einen festen Zinssatz.
Anleger wissen von vornherein, welche Renditen die Geldanlage bringen wird. Allerdings tragen sie das Renditerisiko, wenn sich die Marktzinsen während der Laufzeit der Geldanlage erhöhen.
Ein Ausstieg aus diesen Anlageprodukten ist nur unter Vermögenseinbußen möglich.
Kurzfristiges Festgeld bis zu einem Jahr kann als Cashreserve eingesetzt werden. Sparbriefe eignen sich dafür nicht.
Ist das Zinsniveau niedrig, wie gegenwärtig, fällt es schwer, eine Geldanlage in Sparbriefe oder Festgeld zu empfehlen.
Für 2019 wird eine durchschnittliche Inflationsrate von 1,5 % prognostiziert. Kaum eines dieser Sparprodukte erreicht diesen Wert. Wer in Festgeld oder Sparbriefe heute investiert, verbrennt also Geld.
Festgeld und Sparbriefe sind eher in Hochzinsphasen geeignet, wenn mit einem Rückgang des Zinsniveaus zu rechnen ist.
Welchem Produkt in solchen Situationen der Vorzug gegeben werden sollte, richtet sich nach der angebotenen Rendite. Festgeld und Sparbriefe sind langfristige oder mittelfristige Geldanlagen.
Tagesgeld vs Festgeld
Festgeld wird über einen bestimmten Zeitraum zu einem vereinbarten Zinssatz angelegt. Während des Anlagezeitraums sind die investierten Beträge praktisch nicht verfügbar.
Da der Zinssatz fest vereinbart ist, kann es Überraschungen bei der Rendite nicht geben. Festgeld wird auch Termingeld genannt.
Tagesgeld ist im Prinzip täglich abrufbar.
Der Preis für diese Flexibilität ist ein zweifacher: Jedenfalls in normalen Zeiten sind die Zinsen oft deutlich niedriger als beim Festgeld, und sie sind variabel. Im Prinzip kann sich der Zinssatz beim Tagesgeld täglich ändern.
In der Praxis versuchen Banken allerdings, Tagesgeldzinsen über längere Zeiträume stabil zu halten.
Das gilt vor allem bei Tagesgeldangeboten für Privatkunden. Zudem werden Neukunden häufig mit besonders günstigen Zinskonditionen für einen bestimmten Zeitraum geködert.
Festgeld und Tagesgeld sind klassische Bankeinlagen und unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung.
In Deutschland sind darüber hinaus die meisten Banken zusätzlich Mitglied der „Freiwilligen Einlagensicherung“. Das eingesetzte Kapital ist immer zu 100 % sicher. Kursverluste gibt es nicht.
Festgeld ist eine attraktive langfristige und mittelfristige Geldanlage, wenn die Zinsen während der Laufzeit voraussichtlich fallen werden.
In solchen Situationen schlägt Festgeld das Tagesgeld deutlich. Im umgekehrten Fall sind Sparer mit Tagesgeld besser bedient.
Tagesgeld ist empfehlenswert, wenn Anleger zukünftig mit steigenden Zinsen rechnen können. In Zeiten besonders niedriger Zinsen kann es sogar vorkommen, dass Tagesgeld eine bessere Rendite abwirft als mittelfristiges Festgeld.
Beim Festgeld gibt es einen Fallstrick. Viele Verträge sehen vor, dass zum Ablauf der Laufzeit mit einer Kündigungsfrist gekündigt werden muss.
Geschieht dies nicht, verlängert sich der Vertrag zu den dann gültigen Zinsbedingungen. Festgeldanleger sollten sich in jedem Fall über die Beendigungsmöglichkeiten ihrer Geldanlage gründlich informieren.
Manche Banken werben mit Kombiprodukten aus Festgeld und Tagesgeld. Das Sparprodukt besteht aus einem flexiblen Teil und einem Teil mit einem festen Zinssatz. Das VTB Duo beispielsweise ist ein solches Kombiprodukt.
Tagesgeld ist die klassische Cashreserve.
Jeder Sparer sollte über einen Notgroschen verfügen, und in jedem Portfolio sollte eine Barreserve für Zukäufe oder Umschichtungen vorhanden sein. Hierfür eignet sich Tagesgeld am besten.
Sparbrief oder Tagesgeld
Sparbriefe (siehe Kapitel Sparbrief vs Festgeld) sind ähnlich unflexibel wie Festgelder.
Während Tagesgeld sowohl als dauerhafte Geldanlage, als auch als Cashreserve mit relativ vernünftiger Verzinsung geeignet ist, dienen Sparbriefe der mittelfristigen oder langfristigen Geldanlage.
Einen Unterschied in der Risikoeinstufung gibt es in der Regel nicht. Beide Sparprodukte unterliegen in irgendeiner Form der Einlagensicherung.
Allerdings gibt es eine kleine Ausnahme. Manche Banken geben Sparbriefe als Inhaberschuldverschreibungen aus und vereinbaren eine sogenannte „Nachrangabrede“.
Kommt es in solchen Fällen zu einer Insolvenz der ausgebenden Bank, werden zunächst alle anderen Gläubiger befriedigt, bevor die Inhaber der Sparbriefe an die Reihe kommen.
Ähnlich wie Festgeld bringen Sparbriefe in Zeiten hoher Zinsen akzeptable Renditen, vorausgesetzt der vereinbarte Zinssatz liegt über der Inflationsrate.
Sparbriefe können eine sinnvolle Geldanlage sein, wenn in Zukunft mit sinkenden Zinssätzen gerechnet wird. In allen anderen Fällen sind eher Tagesgelder empfehlenswert.
Sparbrief oder Sparbuch
Sparbriefe sind Namensschuldverschreibungen oder Inhaberschuldverschreibungen. Die Spareinlage (das Sparbuch oder das Sparkassenbuch) ist eine typische Bankeinlage.
Die Konditionen für einen Sparbrief werden fest vereinbart. Das gilt für die Laufzeit ebenso wie für die Höhe der Zinsen und die Art der Zinsauszahlung.
Bei der Spareinlage gibt es diese festen Konditionen nicht. Die Bank kann die Zinssätze im vereinbarten Rahmen anpassen. Insoweit ähnelt das Sparbuch dem Tagesgeld.
Einzahlungen können flexibel vorgenommen werden.
Angeboten werden außerdem Ratensparverträge. Zinsen werden in vereinbarten Zinsintervallen, in der Regel jährlich, gutgeschrieben und dem eingesetzten Kapital zugeschlagen. Ein Zinseszinseffekt ist also möglich.
Anleger können die Spareinlage entsprechend den getroffenen Vereinbarungen kündigen. Für die Spareinlage gilt oft eine Kündigungsfrist von drei Monaten.
Wird das Sparbuch ohne Einhaltung dieser Frist aufgelöst, werden ähnlich wie beim Festgeld Strafzinsen erhoben.
Häufig wird jedoch vereinbart, dass vom Sparbuch ein monatlicher Betrag, beispielsweise 2.000 Euro, abgehoben werden kann.
Sparbuch vs Tagesgeld vs Festgeld vs Sparbrief – gleichgültig mit welchem Sparprodukt man das gute alte Sparbuch vergleicht, unter Renditegesichtspunkten bleibt es immer der zweite Sieger unabhängig davon, ob das Zinsniveau gerade hoch oder niedrig ist.
Der durchschnittliche Zinssatz für Spareinlagen beträgt gegenwärtig (März 2019) in etwa 0, 10 %. Ausländische Direktbanken bieten in der Regel die besten Zinssätze.
Dennoch ist das Sparbuch nach wie vor die beliebteste Geldanlage beliebteste Geldanlage der Deutschen.
42 % der Sparer entscheiden sich dafür – entweder allein oder in Kombination mit anderen Sparprodukten. Auf dem zweiten Platz mit 41 % liegt das „Sparen auf dem Girokonto“.
Sparbücher eignen sich eigentlich weder als Cashreserve noch zur Geldanlage. Vielleicht sind sie für Jugendliche geeignet, um sie mit dem Umgang mit Geld vertraut zu machen. Auf Sparbücher lassen sich auch verhältnismäßig kleine Beträge einfach einzahlen.