Stop-Loss-Orders gelten vielen als Wunderwaffe zur Verlustbegrenzung bei Geldanlagen in börsengehandelten Wertpapieren. Vor allem bei Aktien, Fonds, Optionen und Optionsscheinen wird das Setzen eines solchen Orderzusatzes empfohlen, nicht nur um Verluste zu begrenzen, sondern auch um Gewinne abzusichern.
Neben professionellen Händlern und Investoren machen zunehmend Privatanleger von den verschiedenen Möglichkeiten, Stopp-Loss-Aufträge zu setzen, Gebrauch.
Manchmal werden sie auf den Informationsseiten ihrer Broker geradezu dazu aufgefordert.
Doch ist eine solche Order tatsächlich immer sinnvoll und gibt es auch Gefahren, wenn Privatanleger sie bedenkenlos einsetzen?
Was ist ein Stop-Loss-Auftrag?
Der Stopp-Loss-Auftrag ist ein Orderzusatz zu einem Verkaufsauftrag für börsennotierte Wertpapiere.
In seiner einfachen Form gibt der Auftraggeber einen Betrag an, bei dessen Erreichen oder Unterschreiten sofort eine unlimitierte Verkaufsorder ausgelöst wird.
Der Verkäufer setzt also ein sogenanntes Aktivierungslimit, welches die Veräußerung des Wertpapiers auslöst.
Das Aktivierungslimit muss natürlich immer unter dem Kurs liegen, der im Zeitpunkt der Erteilung der Stopp-Loss-Order aktuell ist.
[thrive_text_block color="light" headline=""] Entgegen der Meinung mancher Anleger gibt es keine Garantie, dass die Aktie zum Stopp-Loss-Kurs auch tatsächlich verkauft wird. [/thrive_text_block]
Unterschreitet der Kurs das Aktivierungslimit, wandelt sich der Auftrag automatisch in eine unlimitierte Bestens-Order um.
Die Folge:
In den wenigsten Fällen entspricht der Verkaufserlös dem gesetzten Limit.
Meistens liegt er darunter, weil der Verkaufsauftrag nicht unverzüglich durchgesetzt werden kann und die Aktie weiter fällt.
Theoretisch ist ebenfalls möglich, dass das gesetzte Limit überschritten wird.
Beispiel:
Die A Aktie wurde für 120 € gekauft. Der Käufer glaubt, ca. 20 % Verlust ertragen zu können und setzt den Stopp-Kurs auf 95 €.
Die Aktie fällt auf 94.80 €. Da das Aktivierungslimit unterschritten wird, wandelt sich der Stopp-Loss-Auftrag in eine unbestimmte Bestens-Order um.
Der nächste verfügbare Kurs liegt bei 90 €. Zu diesem Kurs wird jetzt die Verkaufsorder ausgeführt.
Trailing Stops
Stopp-Loss-Orders sollen Gewinne sichern und Verluste vermeiden helfen. Steigen die Kurse, sind deshalb regelmäßige Anpassungen des Aktivierungslimits an die aktuellen Notierungen unumgänglich.
Wird die Anpassung manuell durchgeführt, bedeutet das für den Anleger zusätzliche Arbeit und eventuell zusätzliche Kosten. Viele Broker berechnen für eine Änderung des Limits Gebühren.
[thrive_text_block color="light" headline=""] Broker und Banken bieten aber die Möglichkeit einer automatischen Anpassung des Aktivierungslimits. Das System nennt man „Trailing-Stop-Loss-Order“.[/thrive_text_block]
Steigt der Kurs, verändert sich der Stoppkurs entsprechend der angegebenen Kennziffer.
Möglich ist die Eingabe einer Prozentzahl oder eines absoluten Betrages.
Beispiel:
Eingegeben wird die Kennziffer 20 %. In diesem Fall wird das Aktivierungslimit immer automatisch auf einen Wert unterhalb von 20 % des letzten Höchstkurses angepasst.
Stopp-Loss auf den Schlusskurs
Stopps auf Schlusskursbasis sollen so genannte Gaps verhindern. Eine Aktie eröffnet mit Kursverlusten, erholt sich aber im Laufe des Tages wieder.
Löst der Eröffnungsverlust die Stopp-Loss-Order aus und steigt die Aktie zum Schluss des Tages wieder über den Wert des Aktivierungslimits, entstehen vermeidbare Verluste. Diese Situation ist vor allem in turbulenten Börsenzeiten nicht unüblich.
Stopp-Loss-Aufträge auf Tagesschlusskursbasis können natürlich ebenso das gegenteilige Ergebnis hervorrufen.
Zum Ende eines Handelstages sinkt der Kurs auf einen Wert, der das Verkaufssignal auslöst. Der Verkauf wird ausgeführt, wahrscheinlich zu einem Kurs, der unter dem Limit liegt.
Im Verlauf des nächsten Tages oder innerhalb weniger Tage erholt sich der Kurs wieder deutlich. In einem solchen Fall hat der Anleger mit seinem Stopp-Loss auf den Schlusskurs mit Zitronen gehandelt.
Das Beispiel zeigt, was Stopp-Loss-Orders tatsächlich sind. Sie sind ein Werkzeug für Spekulanten. Die Spekulation kann aufgehen oder nicht.
Stopp-Limit-Verkaufsauftrag
Mit dieser Zusatzorder wird neben dem Aktivierungslimit ein zusätzliches Verkaufslimit gesetzt.
Das Erreichen des Aktivierungslimits führt deshalb nicht zu einer Bestens-Verkaufsorder, sondern zu einem limitierten Verkaufsauftrag.
Dadurch kann der Verkaufskurs zusätzlich nach unten abgesichert werden.
Beispiel:
Bei einem Kurs der A Aktie von 100 € wird ein Stopp-Limit bei 85 € gesetzt. Das Verkaufslimit wird auf 80 € festgelegt.
Die Aktie erreicht das Stopp-Limit von 80 € und gelangt als limitierter Verkaufsauftrag an die Börse.
Kann der Auftrag zu einem Kurs von 80 € oder darüber untergebracht werden, wird verkauft. Ist das nicht möglich, geschieht nichts.
Dieser Orderzusatz verhindert unnötige Verluste in Panikzeiten.
Setzt sich allerdings der negative Trend fort, entstehen höhere Verluste. Gibt sich die Panik wieder und die Aktie erholt sich, erfüllt der Stopp-Limit-Zusatz seinen Zweck.
Erteilung des Auftrags, Dauer und Kosten
Onlinebroker ermöglichen in ihren Orderformularen das Setzen von Zusätzen. Häufig sind bestimmte Orderzusätze voreingestellt oder Kunden können mithilfe von Dropdown-Menüs unter den möglichen Orderzusätzen auswählen.
Broker erheben für Stopp-Loss-Order häufig Gebühren. Manchmal sind die Orderzusätze auf einen Zeitraum von einem Monat oder bis zum Monatsende begrenzt.
Trailing-Stopps gelten oft für ein Jahr. Nach Zeitablauf müssen die Orderzusätze erneut eingegeben und vergütet werden.
Kosten für Orderzusätze sind immer ärgerlich, besonders wenn die Zusatzaufträge bis zum Ende der Laufzeit nicht zum Tragen kommen. Anleger, die Zusatzorders häufig nutzen, sollten Broker wählen, die keine oder nur geringe Gebühren erheben.
Orderzusätze aller Art sind bei Filialbanken ebenso möglich. In der Regel können entsprechende Aufträge telefonisch erteilt werden.
Stopp-Loss-Aufträge richtig setzen
In welchem Abstand zum Basiskurs (aktueller Kurs oder Anschaffungskurs) soll man das Aktivierungslimit setzen? Letztlich ist das eine Frage des Ermessens und der persönlichen Risikobereitschaft.
Die erste Frage lautet demnach: Wie viel Verlust gegenüber dem Basiskurs möchte ich im Notfall hinnehmen?
Viele setzen das Limit zwischen 10 % bei Aktien mit geringer Volatilität und 20 % bei höherer Volatilität unterhalb des Basiskurses an.
Manche wählen den Anschaffungskurs. Dabei wird jedoch ein wesentlicher Vorteil eines Stopp-Loss verfehlt: die Absicherung von Gewinnen nach einer bestimmten Laufzeit.
Eine andere Methode ist die Ausrichtung des Stopp-Loss-Limits nach Daten aus der Chartanalyse.
Wer sich damit nicht auskennt, für den dürfte eine Feinjustierung kaum infrage kommen. Aber es ist eine grobe Abschätzung möglich.
Dazu benötigt man einen Langzeitchart und schaut sich das letzte signifikante Kurstief an. Signifikant ist ein Kurstief, welches in der Folgezeit bis zur Gegenwart nicht mehr unterschritten wurde.
In einer solchen Situation befindet sich die Aktie nach Auffassung der Vertreter der Chartanalyse in einem Aufwärtstrend, der erst nach Unterschreiten des signifikanten Kurstiefs durchbrochen wird.
Die Unterschreitung signalisiert den Beginn eines Abwärtstrends.
Ein Stopp-Loss-Limit bietet sich dann knapp unterhalb des Tiefstkurses an.
Greift der Orderzusatz, erleidet der Anleger zwar Verluste, aber er kann sie kalkulieren und sie sind begrenzt.
Andererseits werden noch bestehende Gewinnchancen durch ein zu hoch angesetztes Aktivierungslimit nicht zunichtegemacht – jedenfalls nach Auffassung der Chartanalysten.
Folgt man dieser Methode, muss man mit dem Nachziehen der Stopp-Marke aber eigentlich immer bis zum nächsten signifikanten Tief warten.
Unerlässlich ist, die Stopp-Marke regelmäßig nachzuziehen.
Nachgezogen wird natürlich nur, wenn der Kurs sich positiv entwickelt und nicht im umgekehrten Fall. Wird ein Trailing-Stop gewählt, geschieht das Nachziehen automatisch mit der vorher festgelegten Marge.
Wichtig ist schließlich die Auswahl des Handelsplatzes.
An der Börse muss genügend Liquidität vorhanden sein, da sonst hohe Verkaufsverluste entstehen können, weil die Nachfrage nicht ausreicht.
Vor allem, wenn während eines Crashs extrem hohe Verkaufsvolumina zu verkraften sind, ist das von Bedeutung.
Xetra beispielsweise ist liquide genug. Das elektronische Handelssystem hat allerdings den Nachteil, dass es keinen Abendhandel gibt.
Ereignisse nach Börsenschluss, wie Gewinnwarnungen, können erst am nächsten Tag berücksichtigt werden. Die Folge sind häufig zusätzliche Verluste.
Stopp-Loss-Order wirklich sinnvoll?
Stopp-Loss-Aufträge spielen in erster Linie bei Einzelaktien, Aktienfonds und Indexfonds (ETFs) eine Rolle und natürlich auch bei Futures.
Ursprünglich wurden solche Orderzusätze von professionellen Tradern und Spekulanten genutzt.
Für diese Anleger machen Stopp-Loss-Orders Sinn. Sie sind auf kurzfristige Erträge aus und versuchen deshalb, durch ständiges Kaufen und Verkaufen kurzfristige Kursschwankungen auszunutzen.
Häufig gibt es gar keinen anderen Weg, die vielen gleichzeitigen Spekulationsgeschäfte unter Kontrolle zu halten.
Bei Anlegern, denen es auf eine langfristige Geldanlage mit soliden Renditen ankommt, ist die Situation eine andere.
Sie profitieren von Stopp-Loss-Aufträgen unserer Meinung nach überhaupt nicht. Durch kurzfristige Kurzeinbrüche kann es sogar zu unerwünschten Verlusten kommen.
Langfristig orientierte Anleger legen ihr Geld in Value Aktien oder, für Privatanleger noch attraktiver, in Indexfonds an, die mit soliden Indices unterlegt sind.
Kurseinbrüche bei Einzelaktien oder Bärenmärkte und sogar Crashs stellen Kaufgelegenheiten dar und sollten nicht genutzt werden, um Wertpapiere zu veräußern.
Anlass zu einem Verkauf gibt es eigentlich nur, wenn die Kapitalanlage in Cash umgewandelt werden soll oder wenn die Geldanlage die selbst gesetzten Qualitätsmerkmale nicht mehr erfüllt.
Dabei kommt es weniger auf den Kurs an, sondern beispielsweise darauf, ob eine bestimmte Qualitätsaktie die dafür nötigen Voraussetzungen noch erfüllt.
Niemals kann eine Stopp-Loss-Order die regelmäßige Beobachtung des Marktes oder der Wertentwicklung eines Einzelpapiers ersetzen.
Gerade bei Aktien ist eine effektive Verlustbegrenzung nur möglich, wenn der Anleger sich anhand von aussagefähigen Unterlagen regelmäßig von der Werthaltigkeit des Unternehmens, in das er investiert hat, überzeugt.