Anders als beim Strom ist der Markt für Ökogas begrenzt. Für Verbraucher ist es zudem nicht einfach, den Umweltschutzeffekt für einzelne Ökogassorten einzuschätzen. Während es eine Reihe aussagekräftiger Ökostrom Zertifikate gibt, ist das beim Ökogas nicht unbedingt der Fall.

Bekannte Vergleichsrechner wie Check 24 geben in den Vergleichsergebnissen beim Strom die vom Anbieter erworbenen Labels an.

Nutzer des Rechners können so einfach erkennen, welche Qualität der Ökostrom hat. Bei den Ökogas-Vergleichen ist das anders.

Nachvollziehbare Angaben zur Umweltverträglichkeit sucht man vergeblich und Zertifikate werden nicht aufgeführt.

Zudem vergleichen Ökogas-Rechner im wesentlichen Klimatarife und Tarife, die ein Gemisch aus Erdgas und Biogas liefern.

Der Biogasanteil beträgt oft nur wenige Prozent, selten mehr als 30 %. Manchmal laufen Tarifangebote unter dem Etikett Ökogas, die lediglich einen Biogasanteil von einem Prozent enthalten.

Was ist Ökogas?

Der Begriff Ökogas ist gesetzlich nicht definiert. Umso mehrdeutiger wird er in der Werbung der Gasanbieter verwandt.

Manche verkaufen unter der Werbung „Ökogas“ schlichtweg reines Erdgas „aus der Nordsee“.

Andere vermarkten ihre Produkte unter dem klingenden Prädikat „Bioerdgas “. Dahinter kann sich ein Gemisch aus Erdgas und Biogas verbergen, manchmal kann es sich sogar nur um Erdgas handeln.

„Bioerdgas“ ist meist mit einem Zertifikat verbunden, nach dem aus den Erlösen irgendwo auf der Welt klimaschonende Maßnahmen unterstützt werden.

Unter dem Etikett Ökogas können sich also drei verschiedene Angebotsformen verbergen: Klimatarife, Erdgas mit Biogaszusätzen und echtes Ökogas.

Echtes Ökogas besteht zu 100 % aus Biogas, welches aber umweltfreundlich gewonnen werden sollte.

Klimatarife

Mit Klimatarifen erhalten Verbraucher reines Erdgas. Das Erdgas an sich gilt als der umweltschonende fossile Brennstoff.

Wird es im Rahmen eines Klimatarifs vermarktet, muss das Gas klimaneutral sein. Bei der Gewinnung, dem Transport und der Verwertung kann Erdgas für sich gesehen niemals klimaneutral sein, denn es entsteht immer eine zusätzliche CO2 Emission.

Die Ursprungsprodukte für Erdgas mögen CO2 aus der Luft entnommen haben, dies geschah aber vor vielen Millionen Jahren. Auf die gegenwärtige CO2 Bilanz hat das keinen Einfluss mehr.

Die Klimaneutralität wird deshalb durch Ersatzmaßnahmen zum Klimaschutz hergestellt, die vom Anbieter oft irgendwo auf der Welt finanziert werden.

Damit soll der CO2 Ausstoß, der durch Gewinnung, Transport und Nutzung des Erdgases entsteht ausgeglichen werden.

Im Idealfall werden mit diesen zusätzlichen Ersatzmaßnahmen die durch die geförderten und verkauften Erdgasmengen verursachten CO2 Emissionen vollständig ausgeglichen.

Manche Anbieter von Klimatarifen verfügen über bestimmte Zertifikate, andere wiederum informieren ihre Kunden direkt auf ihren Webseiten über Ersatzmaßnahmen. Im letzten Fall müssen Kunden diesen Informationen trauen.

Wichtig ist, dass die Ersatzmaßnahme ein anerkanntes UN-Klimaschutz-Projekt ist (Clean Development Mechanism CDM-Projekt).

Dadurch wird beispielsweise gewährleistet, dass die Ausgleichsmaßnahme zusätzlich durchgeführt wird.

Zusätzlich ist ein Ausgleichsvorhaben, wenn das Projekt ohne finanzielle Unterstützung des Ökogas-Anbieters nachgewiesenermaßen nicht durchgeführt werden könnte.

Als Ersatzmaßnahmen werden häufig Aufforstungsmaßnahmen und ähnliches angegeben.

Ein unmittelbarer Umweltnutzen tritt aber nur ein, wenn der Anbieter des Klimatarifs tatsächlich in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert.

Dabei kann es sich beispielsweise um Windkraft, Wasserkraft, Fotovoltaik oder Geothermik handeln.

Unter Umweltgesichtspunkten spielen schließlich die Länge des Transportweges und die Transportart eine Rolle.

Deswegen ist die Herkunft des Erdgases nicht unwichtig. Je weiter die Förderstelle vom Standort des Verbrauchs entfernt ist, desto mehr CO2 Emissionen können beim Transport entstehen.

Das ist der Grund, weswegen Erdöl aus der Nordsee als besonders umweltfreundlich angesehen wird.

Die Klimatarife von NaturEnergiePlus (Erdgas aus der Nordsee) erfüllen wohl die Voraussetzungen für klimaneutrale Gastarife. Es handelt sich um ein Beispiel und um keine Empfehlung.

Biogas Tarife

Biogas wird durch Vergärung von meistens pflanzlichen Rohstoffen hergestellt. Manchmal wird auch Dünger verwendet.

Selbst bei Biogas entstehen bei der Produktion, Lagerung und Nutzung Umweltprobleme.

llerdings können diese durch entsprechende Vorsorgemaßnahmen im Rahmen gehalten werden.

Die Biogasnutzung setzt CO2 frei. Dieses CO2 war aber nicht seit Jahrmillionen gebunden, sodass es die Umwelt zusätzlich belastet.

Vielmehr wird bei der Verbrennung lediglich CO2 frei, welches erst vor wenigen Monaten von den für die Produktion verwendeten Pflanzen aus der Luft weggespeichert wurde.

Dadurch halten sich Nachteile für die CO2 Bilanz in Grenzen und werden berechenbarer.

Ein Problem stellt der hohe Methananteil dar. Methan ist ein gefährliches Klimagift und noch schädlicher als übermäßiger CO2 Ausstoß.

Der Methanausstoß kann aber durch sorgfältige Entsorgung und Lagerung deutlich reduziert werden. Vorteilhaft ist, wenn das Biogas in der Region genutzt wird, in der es produziert wird.

Durch Kraft-Wärme-Kopplung in unmittelbarer Nähe des Produktionsortes entstehen zusätzliche positive Umwelteffekte.

Die für die Biogasherstellung verwendeten pflanzlichen Grundstoffe müssen zuvor irgendwo wachsen.

Sehr häufig wird Mais verwendet, der zudem noch von weit her zur Produktionsstätte transportiert werden muss.

Die Ausweitung der Maisanbauflächen, um die Nachfrage der Biogasproduzenten befriedigen zu können, ist nicht unproblematisch.

Einerseits stehen diese Flächen nicht mehr dem Anbau von Nahrungsmitteln zur Verfügung. Zum anderen ist Mais ausgesprochen bodenschädlich.

Biogasproduzenten, die den Umweltschutz ernst nehmen, verzichten allerdings so weit wie möglich darauf, Nahrungsmittel bzw. Mais zu vergären.

Sie verwenden Abfallstoffe und vermeiden außerdem die Verwendung von Gülle und anderem Dünger aus Massentierhaltung.

Auf der Webseite von Utopia findet man eine informative Aufstellung der besten Ökogas-Anbieter mit einer Kurzbeschreibung, wie das Ökogas gewonnen wird:

https://utopia.de/0/produktguide/energie-479/die-besten-oekogas-anbieter

Polarstern bietet reines Biogas aus Zuckerrübenresten und investiert in den Ausbau regenerativer Anlagen und moderner Windkraftanlagen.

Greenpeace energy „Pro Windgas“ produziert Gas aus gespeicherter Windenergie. Zurzeit wird jedoch noch Erdgas mit einem geringen Wasserstoffanteil geliefert. Ziel ist aber ein reiner Windgas-Tarif.

Naturstrom Ökogas produziert reines Biogas aus Abfallstoffen, die im Hamburger Klärwerk anfallen. Der Anbieter ist mit dem grünen Gas Label zertifiziert. Naturstrom investiert in neue Technologien für Ökokraftwerke.

Lichtblick setzt gegenwärtig dem Erdgas nur 5 % Biogas zu. Das Biogas wird aus Abfall- und Reststoffen gewonnen.

Genetische Pflanzen oder Gülle aus Massentierhaltung werde nicht verwendet. Lichtblick möchte den Anteil an Biogas kontinuierlich steigern.

Das Unternehmen bietet einen weiteren Tarif als Klimatarif an, bei dem die CO2-Emissionen durch ein Projekt in Mali ausgeglichen werden.

Warum Ökogas?

Wer Klimatarife abschließt oder Tarife aus reinem Biogas oder mit Biogasanteil, erhält wahrscheinlich herkömmliches Erdgas und setzt dann selbstverständlich zusätzliches CO2 bei der Nutzung dieses Gases frei.

Verbraucher erhalten also keineswegs die Gassorte, die sie bestellt haben. Es gibt kein besonderes Gasversorgungsnetz für Ökogas.

Warum also für Ökogas etwas mehr Geld ausgeben? Werden Biogas Tarife gekauft, leisten Gaskunden einen Beitrag zur Veränderung der Zusammensetzung der Gesamtgasmenge.

Der Anbieter muss die bestellte Gaszusammensetzung kaufen und in das Gasnetz einspeisen. Dadurch wird der Anteil an umweltschonendem Biogas insgesamt erhöht, während sich der Anteil des Erdgases verringert.

Werden Klimatarife gekauft, tritt dieser Primäreffekt nicht ein. Aber die Anbieter verpflichten sich, an anderer Stelle CO2 mindernde Maßnahmen zu ergreifen, sodass die CO2 Bilanz wieder ausgeglichen wird.

Tipps zum Ökogas Preisvergleich

Verlassen Sie sich nicht allein auf die üblichen Gasvergleichsrechner. Häufig wird dort nicht einmal zwischen Klimatarifen und Biogas unterschieden.

Viele Vergleichsportale berücksichtigen fast ausschließlich Klimatarife.

Recherchieren Sie, welche als Ökogas ausgewiesenen Tarife tatsächlich dieses Versprechen einhalten.

Einige Verbraucherportale haben Listen veröffentlicht. Ein guter Einstieg ist die oben genannte Webseite von Utopia. Soweit ersichtlich, liegt bis heute allerdings kein umfassender Test für Ökogas vor.

Werten Sie die Webseiten der Anbieter aus, bei denen sie eventuell Ökogas Tarife abschließen werden.

Seriöse Anbieter werden auf ihren Webseiten genau beschreiben, welche klimaschonenden Effekte durch die Nutzung des angebotenen Ökogases zu erwarten sind und gegebenenfalls welche Kompensationsmaßnahmen finanziert werden.

Informieren Sie sich, gegebenenfalls durch Nutzung der Service-Hotline, ob der Anbieter die Ökogas-Eigenschaft durch bestimmte Zertifikate ausweisen kann:

  • Gold Standard
  • VER Standard
  • CarbonFix Standard
  • CCB Standard
  • Verified Carbon Standard
  • California Climate Action Registry

Prüfen Sie, wie hoch die Kundenzufriedenheit mit dem Anbieter ist. Manche Ökogas-Tarifrechner werden die Kundenzufriedenheit aus.

Die Kundenzufriedenheit wird auch ausgewertet von Verbraucherportalen wie ekomi. Anbieter, die sich diesem Bewertungsportal angeschlossen haben, zeigen die Ergebnisse regelmäßig unter einem bestimmten eKomi-Siegel.

Ökogas Preisvergleich Powered by Check24

Der Gasvergleich von Check24 ist unseres Erachtens gegenwärtig am ehesten geeignet,

Ökostrom Anbieter zu vergleichen.

Anders als andere Portale können Nutzer voreinstellen, ob sie Biogas oder Klimatarife wünschen. Allerdings enthält auch dieser Vergleich nicht unbedingt die besten Ökostrom-Anbieter.

Lange nicht jeder Biogasanbieter ist überregional tätig. Häufig werden nur bestimmte Regionen bedient.

Deswegen können die regionalen Ergebnisse durchaus unterschiedlich sein. Tendenziell aber scheint der höchste Biogasanteil bei ca. 30 % zu liegen.

Die Auswahl an Klimatarifen ist deutlich höher als an Biogas.

Welche Voreinstellungen empfehlenswert sind und welche Gaskunden meiden sollten, darüber gibt der Beitrag über Stromvergleiche Auskunft.

Für Gas und Ökogas gilt nichts anderes.