Münzen sind nicht nur hübsche Sammelobjekte. Sie können auch als Kapitalanlage dienen. Soweit so gut. Aber wie sieht es mit den Renditen aus?
In Fachpublikationen und Zeitungen finden interessierte Anleger massenweise Beispiele exorbitanter Wertsteigerungen einiger Münzen.
Als Alternative Kapitalanlage sollen Münzen in den letzten Jahrzehnten bessere Erträge als Aktien erwirtschaftet haben.
Berichte über unglaubliche Auktionsergebnisse stoßen seit der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 und der sich anschließenden Eurokrise auf zunehmendes Interesse auch unter Privatanlegern.
Zeigen sie doch in Zeiten niedriger Zinsen und subjektiv empfundener wirtschaftlicher Unsicherheiten die angeblichen Vorteile einer Geldanlage in Münzen:
Werthaltigkeit und gute Ertragschancen, ohne die Risiken einer Aktieninvestition eingehen zu müssen.
Das glänzende Metall, aus dem Münzen häufig sind, mag Sicherheit und Solidität ausstrahlen. Aber Investoren, vor allem Neueinsteiger, sollten sich davon nicht täuschen lassen.
Münzen sind als Geldanlage eher spekulativ. Der Wert von Bullionmünzen hängt beispielsweise stark vom aktuellen Materialwert ab.
Bei Sammlermünzen ist diese Abhängigkeit nicht so ausgeprägt. Hier gibt es aber Trends, Modeerscheinungen und auch Spekulationsblasen.
Zusammenfassung und Tipps
Unterschieden werden Bullionmünzen, bei denen der Anlagegesichtspunkt im Vordergrund steht, und Sammlermünzen.
Bei beiden Münzarten ist nicht allein der Materialwert entscheidend. Bei vielen Sammlermünzen stehen sogar andere Eigenschaften im Vordergrund wie die Seltenheit oder der Erhaltungszustand.
Münzen sammeln ist Hobby, Geldanlage und Wissenschaft zugleich. Voraussetzung für den Erfolg ist eine Auseinandersetzung mit der Numismatik, der sogenannten Münzkunde. Einsteiger können sich entsprechendes Wissen über Fachliteratur aneignen.
Neben der Numismatik ist die Beobachtung des Marktes eine Voraussetzung für erfolgreiches investieren. Kataloge, Kontakte zu Händlern und zu Auktionshäusern sowie der Besuch von Auktionsveranstaltungen bieten die nötigen Informationen.
Werden Münzen allein unter dem Gesichtspunkt der Kapitalanlage erworben, sollten sie nur einen geringen Anteil an einem gut diversifizierten Portfolio ausmachen.
Anleger sollten sich zudem im Klaren darüber sein, dass vor allem klassische Sammlermünzen einen hohen, oft durch den Materialwert nicht gedeckten, Preis haben. Bei allen Münzen gibt es Ankaufspreise und Verkaufspreise.
Empfehlenswert ist, sich wie bei Aktien antizyklisch zu verhalten. Das gilt vor allem für Sammlermünzen.
Münzen kaufen in Krisenzeiten, wenn die Anfrage nach alternativen Kapitalanlagen besonders hoch ist, ist unter Investitionsgesichtspunkten nicht unbedingt sinnvoll.
Gleiches gilt für Münzen, die aktuell besonders „in“ sind. Anleger sollten in Bereiche ausweichen, die von einem kurzfristigen Trend nicht erfasst werden.
Die besten Ergebnisse erzielen Anleger, die langfristig denken. Zudem ist es wichtig, nur einwandfreie Stücke in ausgezeichnetem Zustand zu erwerben. Billigware wird niemals an Wert gewinnen.
Geht es um verhältnismäßig teure Münzen, sollten Käufe nur über seriöse Händler nach einer Begutachtung abgewickelt werden. Gutachten liefern Fachhändler und die Fachabteilungen der großen Auktionshäuser. Beim Gutachten geht es nicht nur um die Echtheit der Münze, sondern darüber hinaus um deren Zustand.
Münzen eignen sich unseres Erachtens nicht für Internetgeschäfte. Onlinekäufe sollte man besser meiden.
Fälschungen sind nicht ganz so selten. Der Zustand einer Münze lässt sich zudem anhand von Fotos nicht feststellen.
Münzen sollte man gesehen und sie in Händen gehalten haben, bevor man sich zu einem Kauf entschließt.
Wertbildende Eigenschaften von Münzen
Über den aktuellen Wert einer Münze entscheiden zunächst Trends sowie Angebot und Nachfrage. Daneben gibt es jedoch Qualitätsfaktoren, die den Marktpreis einer bestimmten Münze beeinflussen. Dazu gehören:
- Der Materialwert einer Münze.
- Die Seltenheit einer Münze.
- Der Erhaltungszustand.
Der Erhaltungszustand einer Münze wird in der Numismatik mit etwas verwirrenden Begriffen umschrieben.
So bedeutet „schön“ genau das Gegenteil, nämlich abgegriffen, zerkratzt oder leicht beschädigt.
„Sehr schön“ und „vorzüglich“ beschreiben die nächsten Stufen.
„Stempelglanz“ ist die höchste Auszeichnung. Diese Münzen sind unbeschädigt und glänzen, als wären sie neu.
Die Seltenheit einer Münze hängt zunächst einmal von der Höhe der Auflage beispielsweise eines bestimmten Jahrgangs ab.
Darüber hinaus kommt es darauf an, wie viel Münzen einer bestimmten Auflage noch im Umlauf sind. Je seltener eine Münze ist, desto höher ist ihr Wert.
Auch der Materialwert spielt eine Rolle. Es macht einen Unterschied, ob es sich um eine Goldmünze oder um eine Silbermünze handelt. Weitere Materialien sind Platin und Palladium.
Bullionmünzen
Bullionmünzen dienen in erster Linie der Geldanlage. Echte Sammler werden sie wahrscheinlich eher meiden schon allein, weil sie in einer hohen Auflage hergestellt werden.
Sie sind eine hübsch anzusehende Alternative zu Edelmetallbarren. Am populärsten sind Goldmünzen.
Erhaltungszustand und Auflagenhöhe spielen bei Anlagemünzen eine eher untergeordnete Rolle.
Der spezifische Sammlerwert ist deshalb gering. Entscheidend ist der aktuelle Materialwert.
Er schwankt praktisch täglich in Abhängigkeit des Werts des jeweiligen Edelmetalls an den Rohstoffbörsen. Gegenüber Barren sind Münzen allerdings etwas teurer, weil die Herstellungskosten höher sind.
Anlagemünzen haben in der Regel einen sehr hohen Feingehalt, der manchmal zusammen mit dem Gewicht auf der Münze vermerkt ist.
Üblich sind Stückelungen von 1/10, ¼, 1/2 und einer Unze. Empfehlenswert ist eine hohe Stückelung, weil dadurch Herstellungskosten vermieden werden können.
Bullionmünzen können bei Edelmetallhändlern, aber auch am Bankschalter erworben werden.
Unterschieden werden Nachprägungen klassischer Kurantmünzen von Neuprägungen.
Kapitalanleger bevorzugen in der Regel Münzen aus Gold oder Silber, die seit der ersten Prägung das Motiv nicht geändert haben:
Krügerrand, Wiener Philharmoniker, American Eagle sowie Maple Leaf. Populär ist auch die Australian Kangaroo Goldmünze.
Anlagemünzen können unter bestimmten Voraussetzungen von der Mehrwertsteuer befreit sein.
Dazu gehören unter anderem ein Feingehalt von mindestens 900/1000 und die Eignung als gesetzliches Zahlungsmittel.
Die Europäische Union gibt jährlich im Amtsblatt eine Liste der mehrwertsteuerbefreiten Anlagemünzen heraus.
Erträge werden wie solche aus Wertpapieren behandelt. Sie sind steuerfrei, sofern die einjährige Spekulationsfrist verstrichen ist.
Sammlermünzen
Unter Sammlermünzen im engeren Sinn versteht man Münzen, die von staatlicher Stelle in erster Linie für Sammler hergestellt werden.
Die Auflage ist limitiert. Auf hohe Qualität auch bei der Gestaltung wird besonders geachtet. Sammlermünzen werden grundsätzlich zu einem Preis ausgegeben, der über ihrem Nominalwert liegt.
Sie sind oder waren in der Vergangenheit häufig reguläre Zahlungsmittel. Gedenkmünzen sind regelmäßig Sammlermünzen. Ein Beispiel ist die Niob Münzserie.
Weiter gefasst können unter Sammlermünzen alle Münzen verstanden werden, die nicht als Anlagemünzen gelten.
Dazu gehören Münzen aus dem klassischen Altertum ebenso wie solche, die im Mittelalter oder beispielsweise während des zweiten deutschen Kaiserreichs geprägt wurden.
Auch alte Münzen aus Asien, etwa aus China, gehören dazu. Gleiches gilt für Fehlprägungen.
Allen Sammlermünzen ist gemeinsam, dass der stoffliche Wert für die Preisbildung eine nicht entscheidende Rolle spielt.
Sehr viel wichtiger ist der Erhaltungszustand. Noch bedeutender kann die Seltenheit der Münzen sein.
Beispiele hierzu enthält der Artikel von Hubert Ruß. Während die zehn Mark Münze (Preußen, Kaiserreich) aus einem auflagenstarken Jahrgang in einer Auktion 150 Euro erzielte, brachte die gleiche Münze aus einem auflagenschwachen Jahrgang 2.200 Euro.
Neben solchen objektiven Kriterien spielen Trends und Modeerscheinungen eine Rolle. Mal werden klassische griechische Münzen besonders nachgefragt, dann wieder mögen es Münzen aus dem Mittelalter sein.
Pro und contra
Münzen haben einen nennenswerten Materialwert, sofern sie aus Edelmetallen hergestellt werden.
Unter dem Gesichtspunkt der Wertanlage zählt unseres Erachtens ausschließlich der Materialwert. Er verhindert, dass eine bestimmte Münze vollkommen wertlos wird. Wer eine Wertanlage sucht, ist mit Anlagemünzen besser bedient als mit Sammlermünzen.
Bei Sammlermünzen hingegen steht der ideelle Wert nicht der Materialwert im Vordergrund.
Unter Investitionsgesichtspunkten sind Sammlermünzen hochspekulative Geldanlagen. Wie bei vielen alternativen Kapitalanlagen, gibt es keine objektiven Kriterien, nach denen sich die zukünftige Preisentwicklung einschätzen lässt.
Müssen Sammlermünzen zur Unzeit verkauft werden, fällt regelmäßig ein hoher Verlust an.
Bis auf wenige Ausnahmen werden Sammlermünzen auf dem „Zweitmarkt“ gehandelt. Gemeint sind damit Auktionsveranstaltungen oder der Erwerb bei einem Händler.
Dieser Zweitmarkt kann aber durch wenige Akteure nachhaltig manipuliert werden.
Kapitalanleger profitieren allein von einer möglichen Wertsteigerung. Es gibt keine Rendite und es gibt keine Verzinsung.
Fazit: Das Sammeln von Münzen ist ein interessantes und anspruchsvolles Hobby, welches viel Fachwissen voraussetzt.
Wertsteigerungen und Auktionserfolge sind eher ein schönes Nebenprodukt. Mit Bullionmünzen kann man Sammelleidenschaft und Kapitalanlage verbinden.
Aber wer am Sammeln selbst keine Freude hat, sollte sein Geld eher in Edelmetallbarren anlegen. Barren sind näher am jeweiligen Marktpreis, weil die Erstellungskosten niedriger sind.