Inflationsgeschützte Anleihen wurden 1981 zuerst von Großbritannien herausgegeben. Frankreich folgte im Jahr 1988. In den USA gibt es diesen Anleihetyp seit 1997. In Deutschland waren Anleihen, die an einen Index gebunden sind, lange nicht erlaubt.
Erst seit 2006, nach der Einführung des Euro, wurden die ersten inflationsindexierten Anleihen der Bundesrepublik Deutschland aufgelegt.
Ihr Anteil am Gesamtumfang der Staatsanleihen ist aber immer noch gering. Inflationsgeschützte Anleihen sind lange nicht so beliebt wie etwa in Frankreich oder in den angelsächsischen Ländern.
Dabei bieten sie einen relativ guten Schutz gegen Kaufkraftschwund und Geldentwertung.
Allerdings müssen Anleger gegenüber normalen Staatsanleihen mit Renditeeinbußen rechnen, sofern die zukünftig eintretende Inflation unter dem vorausgesagten Wert liegt.
Inflationsgeschützte Anleihen haben viele Bezeichnungen. Man nennt sie auch inflationsindexierte Anleihen (eigentlich die korrekte Bezeichnung), Inflationsanleihen oder Inflations-Linked Bonds kurz als Linker bezeichnet.
Tipps zu inflationsgeschützten Anleihen
Inflationsgeschützte Anleihen eignen sich vor allem für Anleger, die dem Kapitalerhalt gegenüber der Renditeorientierung den Vorrang einräumen.
Besonders sicher und übersichtlich sind inflationsindexierte Bundesanleihen, die sowohl die Realverzinsung als auch den Rückzahlungspreis an die Entwicklung europäischer Verbraucherpreise anpassen.
Fällt die Entscheidung für Fonds, sind ETFs aktiv verwalteten Fonds vorzuziehen.
Entscheidend für die Risikoeinschätzung und die Rendite ist, in welche Einzelpapiere oder Indices die Fonds investieren.
Es sollte sich um Staatsanleihen aus der Eurozone (kein Währungsrisiko) mit einem A Rating handeln. Sonst stimmt unseres Erachtens das Verhältnis von Rendite zum Risiko nicht.
Wichtig sind die Auswirkungen eventueller Stückzinsen auf den Anschaffungspreis und damit auf die Rendite.
Privatanleger müssen Linker grundsätzlich an der Börse kaufen und verkaufen. Am kostengünstigsten geschieht dies über die Plattformen von Onlinebrokern.
Was sind inflationsindexierte Anleihen?
Inflationsgeschützte Anleihen sind Staatsanleihen, die mit einer Wertsicherungsklausel versehen sind. Auf diese Weise sollen Anleger vor Kaufkraftverlusten geschützt werden. Linker garantieren eine inflationsbereinigte gleiche Rendite.
Deutsche inflationsgeschützte Anleihen legen als Index die Entwicklung der europäischen Verbraucherpreise ohne Tabak zugrunde.
Soweit die Indexierung greift, entstehen dem Anleger keine Verluste durch Inflation. Ist beispielsweise der Nominalzins ein Prozent, erhält der Anleger immer ein Prozent inflationsbereinigte Zinsen. Und technisch gesprochen, wird die jeweilige Inflationsrate aufgeschlagen.
Es gibt unterschiedliche Formen. Möglich ist, dass ausschließlich die Zinszahlungen indexiert werden.
Häufig werden jedoch sowohl die Zinsen als auch die Rücknahmepreise an die Kaufkraftverluste angepasst.
Schließlich unterscheiden sich Linker nach der Art, wie im Fall einer (sehr unwahrscheinlichen) Deflation zu verfahren ist.
In einigen Ländern, beispielsweise in den USA, werden die Nominalwerte an die Deflationsrate angepasst.
Die in Deutschland ausgegebenen Papiere garantieren aber auch bei Deflation die verbrieften Nominalwerte (nominale Zinsen aus dem Coupon und Nennbetrag als Rücknahmepreis bei Laufzeitende).
Der Kapitalschutz wird allerdings nur zum Ende der Laufzeit garantiert. Während der Laufzeit variieren die Kaufkurse und Verkaufskurse wie bei anderen Anleihen auch mit den entsprechenden Folgen für die Höhe der Rendite.
Wie funktionieren inflationsgeschützte Anleihen?
Zum Verständnis der Funktionsweise müssen zunächst einige Begriffe erläutert werden. Wie bei allen Anleihen, weist die Urkunde den Zinskupon nebst Zinszahlungsfristen (Nominalzins), den Nennbetrag und die Laufzeit aus.
Diese Daten bilden die Grundlage für die Berechnung von Zinszahlungen und Rückzahlungsbeträgen.
Sie müssen aber durch die Daten zur Inflationsentwicklung modifiziert werden, damit der angestrebte Inflationsausgleich tatsächlich bewirkt wird.
Grundlage für diese Modifizierung ist der von dem statistischen Amt der europäischen Gemeinschaft (Eurostat) errechnete Verbraucherpreisindex, der monatlich als Inflationsindexkennzahl veröffentlicht wird.
Die Höhe des inflationsbereinigten Zinses zu einem bestimmten Termin errechnet sich wie folgt: Inflationsindex zum Zinstermin / Inflationsindex zum Ausgabetermin der Anleihe = Indexverhältniszahl.
Beispiel:
Inflationsindex bei Ausgabe = 120, Inflationsindex beim Zinszahlungstermin = 125, Indexverhältniszahl = 1,042, Nominalzins = 2 %, Zinszahlung = 2 % X 1,042 = 2,08 %. Der im Zinskupon ausgewiesene Zinssatz wird als Realzins bezeichnet.
Der Rückzahlungsbetrag verändert sich ebenfalls in Abhängigkeit zum Inflationsindex. Dazu wird der Nennwert mit der Indexverhältniszahl am Rückzahlungsdatum multipliziert. Beispiel: Nennwert = 1.000 €, Indexverhältniszahl = 1,042, Rückzahlungsbetrag = 1.042 €.
Lohnen sich inflationsindexierte Anleihen?
Ob Linker eine Kapitalanlage sind, die sich wirklich auszahlt, wird in der Finanzbranche kontrovers diskutiert.
Eigentlich lässt sich diese Frage nicht generell beantworten. Es kommt vielmehr auf das Ziel an, welches mit einer Geldanlage in Inflationsanleihen verfolgt wird.
Linker bieten eine reale Rendite nach Berücksichtigung der Inflationsrate.
Kauft ein Anleger eine inflationsgeschützte Anleihen mit einem Zinskupon von 2 % (Realzins), ist ihm eine Realverzinsung in dieser Höhe sicher gleichgültig, ob die Inflation 1 %, 2 % oder 10 % beträgt.
Die Rendite kann demnach niemals von der Inflation aufgefressen werden.
Allerdings bezweifeln Kritiker, dass die zugrunde gelegten Inflationsindices ein realistisches Bild von den tatsächlichen Kaufkraftverlusten bieten.
Doch selbst wenn die Indices nur Näherungswerte ermöglichen, und die tatsächliche Inflation etwas geschönt abgebildet wird, Anleger werden kaum eine Geldanlage mit besserem Inflationsschutz finden.
Steht also beim Anleger der Inflationsschutz im Vordergrund, gehören Linker als Beimischung in das Depot.
Komplizierter ist es für Anleger, die daneben noch renditeorientiert sind. Allein unter Renditegesichtspunkten ohne Berücksichtigung von Inflationsentwicklungen können Linker mit normalen Anleihen häufig nicht mithalten.
Ob die zukünftige Rendite inflationsgeschützter Anleihen diejenige normaler Anleihen übersteigt, hängt entscheidend von der zukünftigen Inflationsentwicklung ab. Die kann keiner vorher sagen. Insofern sind Linker spekulative Wetten auf die Inflation.
Abschätzen lässt sich allerdings, wie hoch die zukünftige Inflationsrate sein muss, damit eine bestimmte inflationsgeschützte Anleihe besser abschneidet. Man spricht von der Break-Even-Inflationsrate.
Zur Berechnung dieser Kennzahl wird die Nominalrendite eines traditionellen Rentenpapiers mit der realen Rendite eines Linkers verglichen.
Die Laufzeiten beider Papiere müssen natürlich gleich sein.
Angenommen die Realrendite des Linkers beträgt ein Prozent, während die Nominalrendite einer herkömmlichen Anleihe mit gleicher Restlaufzeit 3,5 % beträgt. Die Break-Even-Inflationsrate ist dann 2,5 % (3,5 % – 1 %).
Erreicht die Inflationsrate diesen Wert, gibt es ab diesem Zeitpunkt keinen Unterschied in der Rendite.
Je höher die Inflationsrate den Break-Even-Point übersteigt, desto besser schneidet die inflationsgeschützte Anleihe gegenüber einem herkömmlichen Rentenpapier ab.
Die Rendite von Linkern kann durch die Erstattung von Stückzinsen negativ beeinflusst werden.
Stückzinsen fallen an, wenn der Käufer Anleihen zwischen zwei Zinsterminen erwirbt. Der Käufer muss in diesem Fall dem Verkäufer die bis zum Kaufzeitpunkt angefallenen Zinserträge erstatten.
Die Zinserstattung wird auf den Kurswert aufgeschlagen. Die Anleihe wird also teurer und die Rendite damit geringer.
Kaufen und verkaufen
Inflationsindexierte Anleihen werden an der Börse gehandelt, wie alle anderen Rentenpapiere auch. Zur Kostenreduzierung wird der Handel über Onlinebroker empfohlen.
Anleger können in Einzelpapiere, aktiv verwaltete Fonds oder ETFs (Indexfonds) investieren. Bei Finanzen.net finden Anleger einen guten Überblick über die einzelnen Investitionsmöglichkeiten.
Aktiv gemanagte Fonds sind teuer. Die meisten dieser Fonds verfehlen ihr Ziel, die Performance vergleichbarer Indices zu schlagen.
Zudem wird die Rendite durch hohe Kosten zusätzlich reduziert. Die Geldanlage in aktiv gemanagte Fonds empfiehlt sich für Privatanleger in der Regel nicht.
ETFs bieten den Vorteil der Risikostreuung. Werden nur Linker in Eurowährung berücksichtigt, besteht kein Währungsrisiko.
Zudem können die Renditen höher sein, als bei deutschen Anleihen, weil das Rating einiger europäischer Länder schlechter ist als das Rating deutscher Anleihen.
Italien ist ein Beispiel. Ein schlechtes Rating bedeutet allerdings im Umkehrschluss ein höheres Ausfallrisiko.
Beurteilt man eine Geldanlage in Linker allein unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit und des Inflationsschutzes, bietet sich unseres Erachtens eine Investition in einzelne Bundesanleihen oder in ETFs, die nur in Bundesobligationen investieren, an.
Alternativen
Neben inflationsindexierten Anleihen gibt es weitere Möglichkeiten, Inflationsverluste halbwegs auszugleichen oder doch in Grenzen zu halten:
Traditionelle Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit: Das Kapital liegt nur für kurze Zeit fest und kann bei Fälligkeit sofort erneut in andere Papiere angelegt werden, die wegen ggf. höherer Inflation besser verzinst sind.
Floater: Bei Obligationen mit variablen Zinssätzen an einen Referenzzinssatz gebundenen, der in der Regel mit der ansteigenden Inflation ebenfalls steigt, wenn auch manchmal zeitversetzt.
Gold oder andere Edelmetalle: Edelmetalle haben einen inneren Wert. Bricht die Weltwirtschaft zusammen, kann man für wertloses Papiergeld nichts mehr erwerben. Der innere Wert von Papier ist gleich null.
Mit Gold hingegen kann man immer noch Nahrungsmittel oder anderer Waren eintauschen. Mit dem inneren Wert von Gold wird viel Reklame gemacht.
Gleiches gilt für Gold als angeblich inflationssichere Kapitalanlage. Allerdings findet ein Inflationsausgleich nur statt, wenn der Wert des Goldes gleich schnell oder schneller steigt als die Inflation.
Langfristig ist das regelmäßig nicht der Fall. Allerdings steigt der Goldpreis in Krisenzeiten und bei hohen Inflationsraten. Wer zuvor Gold billig eingekauft hat, kann den Gewinn realisieren.
Immobilien: Ein Inflationsausgleich ist möglich durch Wertsteigerungen und durch höhere, der Inflationsrate angepasste, Erträge. Beides wird nur bei besonders werthaltigen Immobilien in Ballungsgebieten tatsächlich eintreten.
Andere Sachwerte: Bisweilen findet man die Empfehlung, in Sachwerte wie wertvolle Möbel (Antiquitäten), Kunstgegenstände oder Oldtimer zu investieren.
Auch solche Gegenstände haben irgendwie einen inneren Wert. Wie bei Gold richtet sich der Preis aber nach Angebot und Nachfrage.
Ob damit wirklich ein Inflationsausgleich bewirkt werden kann, ist sehr fraglich.
Aktien: Wer in Aktien investiert, legt Geld ebenfalls in Sachwerte an. Man spricht von einer Sachwertbeteiligung.
Der Aktionär wird zu einem Bruchteil Eigentümer der Aktiengesellschaft. Eigentlich sind Geldanlagen in Aktien ein idealer Schutz vor Inflationsverlusten.
Gleichzeitig winken überdurchschnittliche Renditen. Dem steht allerdings ein relativ hohes Anlagerisiko gegenüber.
Einen kalkulierbaren Schutz gegen Inflation bieten nur Beteiligungen an wirklich werthaltigen Unternehmen.