Keine Geldanlage ohne Kosten. Ob einfache Spareinlage oder komplizierter Investmentfonds. Kosten und Gebühren fallen immer an. Manchmal aber fallen sie nicht auf.
Eigentlich sind Kosten für Geldanlagen selbstverständlich.
Finanzdienstleister sind keine Wohltätigkeitsverbände. Sie verkaufen ihre Produkte oder Beratungsleistungen und können dafür eine Gegenleistung erwarten – neben dem Ausgleich ihrer Aufwendungen einen angemessenen Gewinn.
Doch wie so häufig beim Erwerb von Produkten, so auch beim Kauf von Geldanlagen: Das teuerste Produkt muss keinesfalls das Beste sein. Oft ist es eher umgekehrt. Bei Kapitalanlagen gilt dies in besonderem Maß.
Eine Geldanlage in passiv gemanagte ETFs ist meistens lukrativer als eine Investition in aufwendig gemanagte Investmentfonds. Beispielsweise erzielen Robo Adviser wie
die breit gestreut in ETFs unterschiedlicher Risikoklassen investieren, bei niedrigen Kosten für Anleger sehr gute Renditen.
Hohe Einstiegskosten und Verwaltungsgebühren hingegen führen zu einschneidenden Renditeverlusten. Die Ertragseinbußen steigen mit zunehmender Laufzeit der Geldanlage.
Gerade Privatanleger, die langfristig Vermögen für die Altersvorsorge bilden möchten, sind deshalb besonders betroffen.
Bekannte Vermögensverwalter wie Vanguard untersuchen in regelmäßigen Abständen den Zusammenhang zwischen Kosten und Renditen.

Quelle: Vanguard
Das Ergebnis: Kostengünstige Geldanlageprodukte erwirtschaften grundsätzlich bessere Renditen als kostenintensive Kapitalanlagen der gleichen Anlageklasse, selbst wenn die Bruttorendite deutlich höher angesetzt wird.
Kosten bei der Geldanlage reduzieren, dazu muss man zunächst wissen, welche Kostenpositionen bei den verschiedenen Kapitalanlagen anfallen können. Hierüber einen Überblick zu geben, ist der Zweck dieses Beitrages.
Kosten bei Investmentfonds
Investmentfonds werden von einem bestimmten Finanzdienstleister, einer Fondsgesellschaft oder Investmentgesellschaft, ausgegeben und zurückgenommen.
In der Regel handelt es sich um ein konkurssicheres Sondervermögen.
Investmentfonds können über die Hausbank, eine Direktbank, Onlinebroker oder Fondsvermittler gehandelt werden.
Ein Charakteristikum ist die Vielfalt der bei dieser Form der Kapitalanlage anfallenden Kosten und Gebühren.
TER (Total Expense Ratio)
Es handelt sich um eine Kennzahl, mit der unterschiedliche Kostengruppen zusammengefasst werden.
Die Gesamtkostenquote umfasst im wesentlichen Verwaltungsgebühren auf Fondsebene. Dazu gehören Kosten für die Fonds Geschäftsführung, für Wirtschaftsprüfer, für das Portfoliomanagement sowie Betriebskosten und Depotbankgebühren.
Die Höhe der Gesamtkostenquote liegt in der Regel zwischen 1,5 % und 2 % vom Fondsvolumen.
Die unter der Kennzahl TER zusammengefassten Gebühren müssen Anlegern offengelegt werden. Man findet sie in den Fondsunterlagen (Prospekte und anderes).
Die Angaben befinden sich immer auf das vorangegangene Geschäftsjahr. In Zukunft können die Kosten also von diesen Angaben abweichen.
Die Kosten verringern praktisch automatisch den ausgewiesenen Fondsertrag. Anleger erhalten regelmäßig keine Abrechnung, aus der hervorgeht, um welchen Betrag sich ihr Renditeanteil durch die Gesamtkostenquote verringert hat.
Transaktionskosten
In Deutschland sind die Transaktionskosten auf Fondsebene nicht in der Kennzahl TER enthalten. Transaktionskosten sind Gebühren, die durch das aktive Fondsmanagement verursacht werden.
Es handelt sich also um Kosten, die das Fondsmanagement für den Ankauf und den Verkauf von Wertpapieren aufwendet.
Je aktiver das Fondsmanagement tätig ist, je mehr Wertpapiere gehandelt werden, desto höher sind die Transaktionskosten. Schätzungen besagen, dass sie durchaus 0,5 % der Fondsanlage betragen können.
Erfolgsgebühren
Erfolgsgebühren werden auch Performancegebühren genannt. Höhe und Ausgestaltung können sehr verschieden sein.
Eine Erfolgsgebühr kann anfallen, wenn die Wertentwicklung eines Fonds den Markt (den Vergleichsindex) schlägt.
Manchmal ist die Performancegebühr an eine bestimmte Mindestrendite gebunden oder wird fällig, sobald ein bestimmter neuer Höchststand erreicht wird (High-Water-Mark-Rule)
Die Höhe der Gebühr ist sehr unterschiedlich. Manchmal werden 10 % bis 20 % des Gewinns abgeschöpft.
Nicht jede Investmentgesellschaft verlangt diese Gebühr. Für Anleger ist sie eine echte Kostenfalle. Denn sie erhalten nichts zurück, wenn die vorgegebenen Ziele nicht erreicht werden.
Entstehen Verluste, oder wird beispielsweise der Vergleichsindex nicht geschlagen, sinken nicht etwa die sonst anfallenden Kosten.
Während die Fondsgesellschaft am Gewinn beteiligt ist, trägt der Anleger die Verluste allein.
Ausgabeaufschläge (Agio)
Diese Kosten entstehen beim Erwerb von Fondsanteilen. Sie sind unterschiedlich hoch. Rentenfonds sind günstiger als Aktienfonds, es sei denn es handelt sich um besonders exotische Rentenfonds.
Der Ausgabeaufschlag bei Aktienfonds kann im Schnitt 1,5 % betragen. Rentenfonds begnügen sich manchmal mit einem Bruchteil eines Prozentpunktes.
Ausgabeaufschläge verringern von vornherein das Kapital des Anlegers. Geld, dass für das Agio aufgewendet wird, bringt von Anfang an keine Rendite.
Manchmal werden zusätzlich Rückgabeabschläge fällig. Auch können Maklerprovisionen und Vermittlungsgebühren anfallen.
Achtung: Hohe Ausgabeaufschläge wirken auf Anleger abschreckend. Deswegen gehen Fondsgesellschaften zunehmend dazu über, Ausgabeaufschläge zulasten höherer laufender Kosten zu reduzieren.
Anleger sollten deshalb niemals nur auf den Ausgabeaufschlag achten, sondern sich umfassend über alle anfallenden Kosten und Gebühren informieren.
Depotgebühren
Wer Geld in Fonds angelegt, benötigt ein Wertpapierdepot. Banken erheben immer noch Gebühren für die Einrichtung und Führung eines solchen Depots.
Die Höhe der Kosten errechnet sich in der Regel aus einem Prozentsatz vom jeweiligen Depotbestand.
Die Kosten für die Verwahrung von Wertpapieren in einem Depot sind von Bank zu Bank sehr unterschiedlich. Grundsätzlich sind Onlinebroker deutlich günstiger als Filialbanken.
Üblich ist eine Abrechnung der Kosten in vierteljährlichen, halbjährlichen oder jährlichen Zeitintervallen.
Fondssparpläne teuer
Anlegern werden Sparpläne gerne empfohlen. Wer in Fondssparpläne investiert, muss damit rechnen, dass die oben bezeichneten Kosten und Gebühren für jede Sparrate erneut anfallen.
Besonders ärgerlich sind die Ausgabeaufschläge. Wer sich für Fondssparen in vorher festgelegten Zeitintervallen entscheidet, sollte Finanzdienstleister wählen, bei denen die Ausgabeaufschläge gering sind.
Onlinebroker akquirieren bisweilen Kunden mit „Sonderangeboten“. Der Nachteil ist jedoch häufig, dass nur bei bestimmten Fonds Nachlässe bei Ausgabeaufschlägen gewährt werden. Zudem kann sich die Geschäftspolitik jederzeit ändern.
Anleger haben aber eine Alternative. Sie können zunächst Geldbestände ansammeln und beispielsweise in Tagesgeld anlegen. Ein bis zweimal jährlich wird dann ein größerer Betrag in Fonds investiert.
Kosten reduzieren
Fondskosten können über lange Anlagezeiträume die Rendite fast um die Hälfte reduzieren. Onlinebroker sind regelmäßig günstiger als Filialbanken. Allerdings ist die Fondsauswahl häufig eingeschränkt.
Für den Anlageerfolg sind geringe Kosten entscheidender als hohe Renditeversprechungen.
Ob Privatanleger mit aktiv gemanagten Fonds gut bedient sind, ist zumindest fraglich. Wir halten es mit dem bekannten Aktienguru Warren Buffett. Der erfolgreiche Investor empfiehlt Privatanlegern, ihr Geld in möglichst börsengehandelte Indexfonds anzulegen.
Kosten und Gebühren bei ETFs
ETFs sind börsengehandelte Fonds. Sie spielen besonders bei passiv gemanagten Indexfonds eine Rolle.
Besonders Indexfonds sind deutlich günstiger als nicht börsengehandelte Investmentfonds. Ausgabeaufschläge entfallen.
Total Expense Ratio bei ETFs
Die Verwaltungskosten auf Fondsebene sind deutlich geringer als bei anderen Investmentfonds. Indexfonds werden nicht aktiv gemanagt.
Der Bestand wird lediglich in regelmäßigen Zeitabständen an den zugrundeliegenden Index angepasst.
Das geschieht entweder durch Käufe und Verkäufe körperlicher Wertpapiere oder durch Investitionen in ein Surrogat.
Wegen des geringen Verwaltungsaufwands sollte die Gesamtkostenquote bei ETFs nicht mehr als ein Prozent oder knapp darüber betragen.
Die Höhe der Quote hängt ab von der Art des abgebildeten Indexes. Häufig beträgt sie nur wenige Zehntel Prozent.
Spread: die Differenz zwischen Ankaufspreis und Verkaufspreis
Der Spread (Geld-Brief-Spanne) als Kostenfaktor wird oft übersehen.
Es handelt sich um die Differenz zwischen dem höchsten Preis, den ein Käufer für ein Wertpapier auszugeben bereit ist, und dem niedrigsten Preis, den ein Verkäufer akzeptiert (Briefkurs abzüglich Geldkurs).
Eine Geld-Brief-Spanne gibt es bei allen Wertpapieren und Produkten, für die ein Markt vorhanden ist. Dabei ist gleichgültig, ob der Handel börslich oder außerbörslich abgewickelt wird.
Beispiel: Ein Käufer bietet für einen bestimmten ETF auf den DAX 65 Euro. Sobald dieser Preis das höchste Gebot auf dem Markt ist, kommt der Kauf zustande.
Nachdem der Handel perfekt ist, beträgt das höchste Gebot nur noch 60 Euro. Theoretisch beträgt der Verlust deshalb fünf Euro.
Die Differenz zwischen Geldkurs und Briefkurs ist ein Indikator für die Liquidität eines bestimmten Wertpapiers. Je höher die Liquidität an einem speziellen Marktplatz ist, desto geringer ist der Spread.
Deswegen kann der Spread an verschiedenen Marktplätzen zur gleichen Zeit unterschiedlich sein.
Weitere ETF-Kosten
Neben Verwaltungsgebühren und Spread fallen Kosten für den Handel mit ETFs an. Dabei handelt es sich vornehmlich um Maklercourtagen und Börsengebühren. Zudem müssen Depotgebühren aufgebracht werden.
Maklercourtagen und Depotgebühren lassen sich mit einem Onlinebroker reduzieren. Die Handelskosten können entfallen, wenn ein ETF direkt vom Herausgeber gekauft wird.
Direktinvestition in Aktien
Die direkte Investition in einzelne Aktien ist relativ kostengünstig. Abgesehen vom Spread fallen Maklergebühren und Börsengebühren an. Darüber hinaus müssen gegebenenfalls Gebühren für ein Wertpapierdepot aufgebracht werden.
Eine Direktinvestition in Aktien setzt allerdings ein gewisses Anlegerwissen voraus. Anleger müssen die Qualität der Unternehmen, in die sie investieren wollen, beurteilen können.
Sie müssen wissen, wie der Aktienmarkt funktioniert und wie man ein gut diversifiziertes Aktiendepot aufbaut.
Eine Investition in Einzelpapiere macht eine genaue Beobachtung des Marktes erforderlich.
Direktinvestition in Rentenpapiere (Anleihen)
Auch bei Rentenpapieren gibt es eine Geld-Brief-Spanne. Sie wird oft übersehen, weil sie weniger ins Gewicht fällt als bei Aktien.
Je liquider das Rentenpapier ist, desto geringer ist in der Regel die Geld-Brief-Spanne. Exotische Rentenpapiere mit geringen Handelsvolumen sind deshalb sehr oft besonders „teuer“.
Darüber hinaus fallen Kosten im Zusammenhang mit dem Erwerb und gegebenenfalls mit dem Verkauf an. Die Kosten können variieren, je nachdem ob man die Papiere direkt vom Ausgeber oder an der Börse erwirbt.
Schließlich muss der Anleger noch für die Depotkosten aufkommen.
Kosten bei Optionen und Optionsscheinen
Der hauptsächliche Kostenfaktor ist ebenfalls die Geld-Brief-Spanne. Bei binären Optionen ist es die Differenz zwischen Gewinn und Verlust.
Darüber hinaus entstehen noch verschiedene weitere Gebühren, die je nach Art des Wertpapiers unterschiedlich sein können.
Bei Optionsscheinen sind dies Ordergebühren der Bank und Maklercourtagen.
Kosten bei der Investition in Immobilien
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, in Immobilien zu investieren. Wer einen Immobilienfonds wählt, zahlt die bei Fonds üblichen Kosten.
Wer in eine Immobilienaktie (Reits) Geld investiert, der trägt die Kosten, die beim Aktienhandel anfallen.
Anders ist die Kostenstruktur, wenn direkt in eine Immobilie investiert wird.
Beispielsweise wird eine Eigentumswohnung gekauft, um einen Ertrag aus der Vermietung zu erwirtschaften. Die wesentlichen Kostenfaktoren sind:
- Kosten im Zusammenhang mit dem Erwerb (Grundbucheintrag, Notarkosten, Grunderwerbsteuer).
- Fremdfinanzierungskosten.
- Laufende Steuern und andere Abgaben (Grundsteuer, Abwasser und anderes).
- Hausgeld und Verwaltungsgebühren bei Eigentumswohnungen.
- Kosten für Instandhaltungsmaßnahmen.
- Kosten im Zusammenhang mit Mieterwechseln.
- Entgangene Erträge bei längeren Leerständen.
Die Kosten bei Direktinvestitionen in einzelne Immobilien werden nicht selten unterschätzt. Untersuchungen ergeben, dass die Erwirtschaftung einer nennenswerten Nettorendite nach Kosten, Steuern und Inflationsausgleich eher die Ausnahme darstellt.
Zu guter Letzt: Kosten bei Spareinlagen, Festgeld und Tagesgeld
Das Konto mag kostenlos sein, aber die Geldanlage an sich ist es nicht, auch wenn die Kosten nicht direkt ins Auge springen.
Sparer, Festgeldanleger und Tagesgeldanleger stellen der Bank einen bestimmten Betrag zur Verfügung und erhalten dafür eine Vergütung in Form von Zinsen.
Die Vergütung hängt vom allgemeinen Marktzinsniveau ebenso ab wie von dem Bedarf der Bank an Fremdmitteln und dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage.
Die Bank lässt aber das eingesammelte Geld ihrer Kunden nicht einfach liegen. Sie nutzt es, um damit Geld zu verdienen. Beispielsweise vergibt sie Kredite an Kunden zu einem bestimmten Zinssatz.
Angenommen, die Bank verdient mit ihren Krediten im Durchschnitt unter Berücksichtigung von Kreditausfallrisiken und Kosten 3 % auf das eingesetzte Kapital. Diese 3 % gibt sie aber keinesfalls an den Anleger weiter.
Der Anleger erhält deutlich weniger, beispielsweise nur 1,5 % auf sein Tagesgeld. Mit der Differenz werden Kosten und Erträge abgegolten.
Dieses zugegebenerweise sehr theoretische Beispiel soll zeigen: es gibt keine Geldanlage ohne Kosten. Für Anleger kommt es aber darauf an, die Kosten der Geldanlage in einem angemessenen Rahmen zu halten.
Beim Tagesgeld oder beim Festgeld bedeutet das: Anleger sollten sich nicht mit den geringen Zinssätzen viele Filialbanken zufriedengeben. Ein Vergleich der Konditionen ist wichtig. Auch beim Tagesgeld sind die Unterschiede groß.