Anleger haben den für sie passenden Index gefunden und möchten nun in einen ETF investieren, der den Index und seine Wertentwicklung möglichst ohne Verluste so naturgetreu wie möglich abbildet.

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Ob der ETF das angestrebte Ziel der naturgetreuen Abbildung eines bestimmten Indexes in aller Zukunft erreichen wird, dafür gibt es keine Garantie. Allerdings lässt sich die Qualität eines ETFs anhand von einigen Kennzahlen recht genau einschätzen.

Die wichtigsten Kennzahlen lassen sich in 3 Gruppen unterteilen.

Einige messen die Kosten, die durch die Verwaltung und beim Handel entstehen. Andere Kennzahlen messen den inneren Wert eines ETFs.

Wieder andere befassen sich mit dem Verhältnis des ETFs zum Index, den er nachbaut, auf welche Art und Weise dieser Nachbau bewerkstelligt wird und was mit den Erträgen geschieht.

Wie bei allen Geldanlagen gilt bei ETFs der Grundsatz, nur zu kaufen, was man als Anleger selbst versteht.

Deswegen gehören Grundkenntnisse zu den wichtigsten ETF Kennzahlen zum Handwerkszeug eines jeden, der in börsengehandelte Indexfonds investieren möchte.

Investoren wird der Zusatz „UCITS“ begegnen. Dieser Zusatz bedeutet „Undertaking for Collective Investments in Transferable Securities“ und ist die internationale Bezeichnung für OGAW (Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapiere).

Die Richtlinie setzt die Anforderungen an Fonds und Verwaltungsgesellschaften fest und befasst sich vor allem mit den Vermögensgegenständen, in die investiert werden darf. Zudem werden Informationsstandards zum Anlegerschutz festgeschrieben.

In Deutschland werden UCITS- bzw. OGAW-Fonds vom BaFin überwacht.

Emittenten geben gemeinhin an, ob der Fonds unter die UCITS-Richtlinie fällt und deren Anforderungen erfüllt.

Meistens geschieht das in der Fondsbezeichnung (Fondsbeschreibung… UCITS ETF) oder im Factsheet.

Thesaurierend oder ausschüttend

Bei thesaurierenden ETFs werden die Barerträge (ausgeschüttete Dividenden und Zinserträge abzüglich Steuern) reinvestiert.

Die Bardividende einer Aktie zum Beispiel wird sofort erneut in dieselbe Aktie investiert. Anleger erhalten aber in der Regel keine zusätzlichen Anteile, sondern sie profitieren durch den Kursgewinn ihrer Anteile.

Das gilt bei körperlich replizierenden ETFs. Bei Swap basierten Papieren ist es etwas komplizierter. Erträge werden praktisch in Kursgewinne umgewandelt.

Während bei physischer Replikation die Erträge sofort versteuert werden, fallen bei Swap basierten ETFs zunächst keine ausschüttungsgleichen Erträge an.

Die Besteuerung wird auf den Zeitpunkt des Verkaufs durch den Anleger verschoben.

Thesaurierende ETFs eignen sich für Sparpläne und sind besonders für den Vermögensaufbau geeignet.

Investoren brauchen sich um die Wiederanlage keine Gedanken zu machen. Der Zinseszinseffekt tritt praktisch wie von selber ein.

Ausschüttende ETFs zahlen die Dividenden und Zinszahlungen sofort nach Zufluss aus. Auszahlungen können vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich erfolgen.

Diese ETFs eignen sich für Anleger, die die Erträge entweder anderweitig investieren oder für die Bestreitung des Lebensunterhalts verwenden möchten.

Die verschiedenen Formen der Replikation

Hierunter versteht man eine Beschreibung, auf welche Art und Weise der ETF versucht, einen bestimmten Index nachzubauen.

Im Allgemeinen werden drei Arten der Replikation unterschieden:

Vollständig physische Replikation:

Der ETF investiert direkt in die Wertpapiere, zum Beispiel in die Aktien, eines bestimmten Indexes, und zwar genau in derselben Gewichtung.

Ändert sich die Gewichtung, wird ein Rebalancing erforderlich. In den Factsheets wird oft angegeben, in welchen Zeitabständen die Angleichung erfolgt.

Die durch das Rebalancing entstehenden Kosten werden regelmäßig durch Einnahmen aus einer Wertpapierleihe ganz oder teilweise aufgefangen.

Simple Methode:

Nicht alle Wertpapiere eines Index werden entsprechend ihrer Gewichtung erworben, sondern nur diejenigen die für die Abbildung von größter Bedeutung sind.

In der Regel sind dies die Papiere mit der höchsten Gewichtung. Umfangreiche Indices werden häufig auf diese Art und Weise abgebildet.

Beispiel: beim MSCI World erwirbt der ETF nicht alle ca. 1650 Werte, sondern lediglich die 600 Aktien mit der größten Gewichtung. Diese Methode kann zu recht deutlichen Wertabweichungen führen, wenn der Emittent sich bei der Auswahl „vergreift“.

Synthetische Replikation:

Der Emittent tauscht die Wertentwicklung eines beliebigen Wertpapiercharts gegen diejenige des Indexes, auf den der ETF lautet.

Tauschpartner ist regelmäßig eine Bank, meistens die Muttergesellschaft des Emittenten. Ist der Index zum vereinbarten Tauschzeitpunkt mehr wert als der Wertpapierkorb, gleicht die Bank die Differenz aus und umgekehrt.

Bei Swap basierten ETFs trägt der Anleger das sogenannte Kontrahentenrisiko (das Insolvenzrisiko der Bank), und es besteht eine gewisse Intransparenz.

Dafür ist diese ETF Form flexibler, bildet den Basiswert oft genauer ab und verursacht geringere Kosten.

ETF Kosten

Kosten reduzieren den Anlageerfolg.

Das gilt für alle Geldanlagen und besonders auch für ETFs, selbst wenn bei börsengehandelten Indexfonds Ausgabeaufschläge und Rücknahmeabschläge nicht anfallen.

2 Kennzahlen sind zu nennen, TER und TCO:

TER (Total Expense Ratio)

TER misst die laufenden jährlichen Kosten, die mit dem Eigentum an einem ETF Anteil verbunden sind.

Man spricht auch von der Gesamtkostenquote. Die Kennzahl TER wird regelmäßig in Factsheets bzw. KIIDs veröffentlicht. In Europa beträgt die Kennzahl TER durchschnittlich 0,38 Prozent.

Umfasst werden alle Verwaltungsvergütungen, Depotbankkosten, Anwalts- und Wirtschaftsprüferkosten, Lizenzgebühren, Kosten für Veröffentlichungen, Druckkosten und andere ähnliche Ausgaben.

Diese laufenden Gebühren werden täglich anteilig vom Fondsvermögen abgezogen. Der Abzug führt dazu, dass der ETF Preis um einen kleinen Bruchteil unterhalb des abgebildeten Indexes notiert.

In Deutschland sind weitere Kosten in der Kennzahl TER nicht enthalten. TER gibt deshalb kein vollständiges Bild über alle Gebühren. Diese sind aber unter einer weiteren Kennzahl aufgeführt.

TCO (Total Cost of Ownership)

Neben allen mit TER erfassten Kosten werden zusätzlich berücksichtigt:

Kosten der Neugewichtung innerhalb des ETFs – Rebalancing (Handelskosten wie Spread, Börsencourtage und Maklergebühren).

  • Swap-Gebühren bei synthetischer Nachbildung.
  • Steuern beim Emittenten.
  • Abzüglich: durch Wertpapierleihe erwirtschaftete Erträge.
  • Kosten, die beim Anleger im Zusammenhang mit dem ETF Handel entstehen (Spread, Ordergebühren, Depotgebühren, gegebenenfalls weitere Handelskosten).

Die ersten vier Positionen werden auch unter der, allerdings noch wenig bekannten und bei ETFs ungebräuchlichen, Kennzahl RTER (Real Total Expense Ratio) zusammengefasst.

Insbesondere: Spread

Der Spread gehört zu den Handelskosten wie die Börsencourtage und die Brokergebühren. Eine andere Bezeichnung für den Spread ist die Geld-Brief-Spanne.

Um einen fortlaufenden Handel zu ermöglichen, müssen immer zwei unterschiedliche Kurse gestellt werden: Ein Kurs, zu dem der ETF nachgefragt wird, das ist der Geldkurs.

Der Briefkurs hingegen ist der Angebotskurs, zu dem das Wertpapier gekauft werden muss. Der Briefkurs ist in normalen Zeiten regelmäßig höher als der Geldkurs.

Ein niedriger Spread bedeutet geringere Handelskosten.

Der Kaufpreis ist in solchen Fällen näher am tatsächlichen, inneren Wert (Nettoinventarwert) des ETFs. Der Spread hängt vom Handelsvolumen des ETFs ab.

Zwischen Handelsvolumen des ETFs und Liquidität des zugrunde liegenden Indexes gibt es eine gewisse Beziehung.

Je liquider der abgebildete Index ist (genauer: je liquider die im abgebildeten Index versammelten einzelnen Wertpapiere sind), desto höher wird in der Regel das Handelsvolumen an den Börsen sein.

Welcher Spread noch angemessen ist, dafür gibt es keine allgemeingültigen Maßstäbe.

Bei ETFs, die die großen Aktienindices abbilden, sind vielleicht nur Bruchteile eines Prozentpunktes hinzunehmen, während bei liquiden „Exoten“ sogar einige Prozentpunkte normal sein können.

Dann sind solche ETFs nicht nur mit hohem Risiko verbunden, sondern auch noch teuer.

ETF-Performance: Vergleich zum Index

Zwei Kennziffern messen, ob und inwieweit die Performance des ETFs von der des abgebildeten Indexes abweicht.

Je geringer die negative Abweichung ist, desto höher ist die Qualität des ETFs.

Manchmal ist die Performance des ETFs besser als die des abgebildeten Indexes.

Verursacht wird eine positive Abweichung zum Beispiel durch Nettoerträge aus der Wertpapierleihe, die die Kosten übersteigen.

Andere Fälle sind Steuererstattungen sowie eine durch eine glückliche Anwendung der Sampling Methode hervorgerufene positive Abweichung.

Tracking Error

Die Kennzahl misst, wie volatil die Differenz zwischen der Rendite des Indexes und der Rendite des ETFs ist. Die Differenzen werden fortlaufend auf Tages- oder Wochenbasis festgestellt bzw. geschätzt.

Beträgt der Tracking Error „null“, entspricht der ETF zu jedem Zeitpunkt dem Wert der Benchmark (des abgebildeten Indexes).

Ist die Differenz überdurchschnittlich hoch, kann ein Kauf des ETFs nicht empfohlen werden.

Der Tracking Error sollte grundsätzlich nur wenige Prozentbruchteile ausmachen. Die Kennziffer ist vor allem für kurzfristig orientierte Anleger von Bedeutung.

Tracking Difference

Der Trackingunterschied errechnet sich aus der Rendite des ETFs abzüglich der Rendite des abgebildeten Indexes.

Beispiel (vereinfacht): ein Dax ETF verursacht 0,2 Prozent Kosten. Der Dax steigt in einem Jahr um 8 Prozent. Die Rendite des ETFs ist dann 7,8 Prozent. Die Trading Difference beträgt -0,2 Prozent.

Im Trackingunterschied werden folglich alle Kosten berücksichtigt. Die Kennzahl ist eigentlich eine Kennzahl für Kosten, weil alle im TCO enthaltenen (manchmal versteckten) Kostenpositionen Berücksichtigung finden.

Der Trackingunterschied ist ein aussagefähiger Maßstab für die Qualität eines ETFs. Je geringer die Differenz ist, desto ertragreicher ist die Geldanlage.

Die Tracking Difference lässt sich durch einen Vergleich der Indexrendite mit der ETF Rendite einschätzen. Am besten geschieht ein solcher Vergleich mithilfe von Langfrist-Charts.

Eine andere Möglichkeit ist, die Langfrist-Charts mehrerer ETFs auf denselben Basisindex zu vergleichen. Der am besten abschneidende ETF hat die geringsten Gesamtkosten.

Innerer Wert und Börsenkurs

Diese Kennzahlen geben Auskunft darüber, wie das Verhältnis des tatsächlichen Wertes eines ETFs zum gegenwärtigen Börsenwert ist.

In der Tendenz sollten sich beide Werte über kurz oder lang angleichen.

NAV – Net Asset Value oder Nettoinventarwert

Der Nettoinventarwert ist die Summe des Wertes aller in einem ETF gehaltenen Wertpapiere abzüglich der Gesamtkostenquote TER geteilt durch die Anzahl der in Verkehr befindlichen Anteile.

Die Kennzahl wird einmal täglich anhand des Schlusskurses offiziell festgelegt.

iNAV – Indikativer (Intraday) Nettoinventarwert

Die Berechnung dieser Kennzahl unterscheidet sich nicht von der des Nettoinventarwerts. Berücksichtigt werden die Marktkurse aller Fondsbestandteile sowie die liquiden Vermögenswerte des ETFs.

Die Kennzahl heißt indikativ, weil sie während der Pausenzeit im Minutenrhythmus, manchmal sogar alle 15 Sekunden festgestellt wird.

Für viele ETFs stellen Reuters oder Bloomberg aktuelle indikative Nettoinventarwerte zur Verfügung.

Der indikative Nettoinventarwert ist eine wichtige Kennzahl. Anleger können diesen Wert mit dem Marktwert (Börsenkurs) zeitnah vergleichen.

Ist der Börsenwert höher, wird der ETF mit einem Aufschlag gehandelt. Ist der indikative Nettoinventarwert hingegen höher, wird das Papier mit einem Abschlag gehandelt.

Marktwert

Der Marktwert eines ETFs ist die Summe der Marktwerte der im unterlegten Index enthaltenen Einzelwerte. Hinzu kommen nicht ausgeschüttete Nettoeinnahmen.

Marktwert und iNAV gleichen sich in der Regel tendenziell an.

Abweichungen lösen nämlich sofort Aktivitäten der sogenannten Market Maker (offizielle Börsenmitglieder, Broker, Banken) aus.

Ein Abschlag bei ETFs gegenüber dem iNAV führt zu Käufen, ein Aufschlag hingegen zu Verkäufen.

Mit den Geldmitteln aus dem ETF-Geschäft werden gleichzeitig bei einem Abschlag die zugrunde liegenden Wertpapiere verkauft, während bei einem Aufschlag die zugrunde liegenden Wertpapiere gekauft werden.

Die Marktteilnehmer führen also Arbitragegeschäfte aus.