Lange Zeit haben Banken darin gewetteifert, ihre Finanzdienstleistungen möglichst kostengünstig anzubieten. Konten waren nicht nur bei Direktbanken kostenlos, auch Filialbanken bemühten sich vor dem Hintergrund zunehmenden Wettbewerbsdrucks um niedrige Gebühren oder boten manche Dienstleistungen sogar kostenlos an.

Diese Zeiten scheinen erst mal vorbei zu sein.

Viele Banken, Direktbanken wie Filialbanken, erhöhen ihre Gebühren oder bieten manche Dienstleistungen nicht mehr wie früher kostenlos an.

So hat die Postbank mit ihrer Ankündigung, ab November 2016 für Girokonten mit Einlagen unter 3.000 Euro wieder Kosten zu erheben, Schlagzeilen gemacht.

Einige Verbraucher drohen sogar mit Klage. Andere Banken wollen Strafzinsen für besonders hohe Spareinlagen erheben.

Bankensprecher weisen darauf hin, die Niedrigzinspolitik der europäischen Zentralbank drücke so auf die Margen, dass sie keine andere Wahl haben.

Verbraucher und Verbände halten das für eine reine Schutzbehauptung, um die Bankkunden abzukassieren.

Was immer auch die Gründe für Gebührenerhöhungen sind, Bankkunden sollten Gebührensteigerungen natürlich nicht ohne weiteres hinnehmen.

Erhebt eine Filialbank unverschämt hohe Gebühren, ist das ein Grund, über einen Wechsel nachzudenken. Selbstverständlich kann zu einer anderen Filialbank gewechselt werden.

Viele Fachleute und Verbraucherschützer schlagen Bankkunden jedoch vor, zu einer Direktbank zu wechseln.

Direktbanken bieten ihre Finanzprodukte trotz Niedrigzinsphase immer noch im Durchschnitt günstiger an als Filialbanken.

Filialbank oder Direktbank: einige Empfehlungen

Es wäre aber falsch, bei der Frage Filialbank oder Direktbank allein nach der Kostenhöhe zu entscheiden.

Es gibt eine Reihe anderer Kriterien, die ebenfalls berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören die Bedürfnisse des einzelnen Kunden, welche Bankleistungen er tatsächlich in welchem Umfang benötigt.

Kosten und Kundenbedürfnisse stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander.

Wichtig ist für Bankkunden, von den wahrscheinlich in Anspruch genommenen Bankleistungen auszugehen und dann eine kostengünstige Variante zu suchen.

Die folgenden Empfehlungen erheben keinesfalls Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sondern sind nur als Anregung zu verstehen.

Sie geben die Sichtweise der Verfasser dieses Artikels wieder. Wir meinen, dass es in aller Regel sinnvoll ist, mit einer Filialbank in Wohnortnähe langfristig zusammenzuarbeiten.

Direktbanken sind eher als Zweitbanken geeignet. Einige Finanzdienstleistungen sind bei Direktbanken einfach besser und günstiger. Sie sollten bei einer passenden Internetbank in Anspruch genommen werden.

Geschäftsbeziehungen mit einer Filialbank am Wohnort oder Geschäftsort sollten so frühzeitig wie möglich aufgenommen und ein Konto eingerichtet werden.

Lange Geschäftsbeziehungen zu einer Bank schaffen wechselseitiges Vertrauen.

Jeder Bankkunde kann in Situationen kommen, in der die positive Einstellung des zuständigen Banksachbearbeiters oder des Filialleiters zum Kunden selbst oder zu einem bestimmten Projekt entscheidend sein kann.

Das gilt nicht nur für Selbstständige oder Freiberufler. Auch Privatkunden können von einem Vertrauensverhältnis profitieren, wenn es beispielsweise um eine kurzfristige außergewöhnliche Erhöhung des Dispositionsrahmens geht.

Ein Konto bei einer nahe gelegenen Filialbank ist einfach bequemer. Das gilt vor allem für die Bargeldversorgung.

Man braucht sich keine Gedanken darüberzumachen, ob der genutzte Automat zum richtigen Verband gehört, sodass Bargeldabhebungen kostenlos möglich sind.

Auch Einzahlungen sind komplikationslos machbar, wenn auch geringe Gebühren entstehen mögen. Zudem bieten unterdessen wohl die meisten Filialbanken an, Bankgeschäfte online abzuwickeln.

Wird ein Kredit für private Zwecke benötigt, sind hingegen Direktbanken und Online Kreditvermittler erste Ansprechpartner.

Die Kreditangebote dort können günstiger sein. Mit Kreditrechnern lässt sich der Kreditmarkt ohne großen Zeitaufwand einschätzen.

Nicht in jedem Fall aber sind Darlehen von Direktbanken günstiger als bei der Filialbank. Mit dem Kreditangebot einer Direktbank zur Hausbank zu gehen und mit seinem Kontoführer über Kreditkonditionen zu verhandeln, ist kein schlechter Tipp.

Gleiches gilt übrigens auch für Eigenheimfinanzierungen.

Festverzinsliche Geldanlagen wie Sparbriefe, Sparverträge, Ratensparen und vor allem Festgeld und Tagesgeld sind bei Direktbanken lukrativer.

Die Konten können einfach eingerichtet werden, und das Girokonto bei der Hausbank kann als Referenzkonto genutzt werden.

Online Broker und Direktbanken sind der Filialbank vorzuziehen, wenn es um die Einrichtung eines Wertpapierdepots geht.

Zwar bieten Filialbanken in der Regel ebenfalls die Onlineverwaltung eines Depots an, aber die Angebote von Online Brokern und Direktbanken sind grundsätzlich günstiger und bieten mehr Möglichkeiten.

Das Depot selbst ist meist kostenlos und mit dem Wertpapierhandel zusammenhängende Gebühren sind deutlich niedriger.

Zudem bieten manche Online Broker eine Vielzahl kostengünstiger Fonds und ETFs unterschiedlicher Herausgeber an.

Gegen die Nutzung von Internetbrokern spricht auch nicht das Fehlen von Beratungsangeboten. Wer depotpflichtige Wertpapiere erwirbt, sollte sich immer selbst eine Meinung über das Wertpapier bilden und sollte sich niemals auf Bankberater verlassen.

Ein Girokonto bei einer Direktbank kann sich aus vier Gründen besonders anbieten:

Das Konto ist vollständig kostenlos oder doch deutlich kostengünstiger als bei Filialbanken.

Wichtig ist, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und die Leistungsverzeichnisse genau zu lesen, damit man nicht mit versteckten Kosten überrascht wird.

Nebenleistungen sind kostenlos. Hier stehen vor allem Kreditkarten samt Partnerkarten im Mittelpunkt der Überlegungen.

Die Direktbank bietet einen günstigen Dispositionskredit an. Solche Direktbanken werden oft Verbrauchern empfohlen, die Dispositionskredite häufig in Anspruch nehmen.

Wer länger am Limit operiert, sollte jedoch nicht die Bank wechseln, sondern in einen Ratenkredit umschulden. Seit neuestem sind Banken verpflichtet, ihren Kunden eine solche Lösung anzubieten.

Bankkunden, die oft ins Ausland reisen, profitieren von geringeren Gebühren für die Geldversorgung während des Auslandsaufenthalts. Direktbanken werben häufig mit „weltweit kostenlos“.

Unterdessen geben, soweit ersichtlich, jedoch alle Direktbanken die im Ausland anfallenden Fremdgebühren an die Kunden weiter.

Was ist eine Direktbank?

Per Definition ist eine Direktbank ein Geldinstitut, welches alle angebotenen Dienstleistungen mit ihren Kunden abwickelt, ohne Filialen zu unterhalten.

Das kann im Rahmen von Hausbesuchen, telefonisch, per Post, per E-Mail oder – seit Bestehen des Internets – eben vor allem online geschehen.

Direktbanken hat es lange vor Einführung des Internets gegeben.

Meistens wurden sie zum Zweck der Kundenfinanzierung eingerichtet.

Seit Einführung des Internets wird der Begriff „Direktbanken“ unmittelbar mit der Möglichkeit von Online Banking verknüpft.

Meistens sind Direktbanken ausschließlich im Privatkundengeschäft aktiv. Einige bieten nur Teilleistungen, bei anderen handelt es sich um Vollbanken.

In der Regel werden Ratenkredite, Tagesgeld, Festgeld, andere Sparprodukte und manchmal auch Rahmenkredite und Immobilienfinanzierungen angeboten.

Einige Direktbanken bieten auch Online Brokerage an, andere Direktbanken sind allein darauf spezialisiert.

Entgegen der strengen Definition werden auch Banken als Direktbanken bezeichnet, wenn sie zwar Filialen unterhalten, aber ihre Dienstleistungen in erster Linie online anbieten.

Regelmäßig sind die online angebotenen Finanzprodukte, wie beispielsweise Kredite oder Termingelder, etwas günstiger als die gleichen Produkte in der Filiale.

Direktbanken sind selten selbstständig. Meistens handelt es sich um selbstständig agierende Marken großer deutscher oder internationaler Finanzkonzerne.

Bietet eine Filialbank den Kunden auch Online Banking an, wird sie dadurch nicht zur Direktbank. Dieser zusätzliche elektronische Vertriebsweg läuft unter der Bezeichnung „Direct Banking“.

Kosten bei Direktbanken

Viele Dienstleistungen von Direktbanken sind in der Regel kostenfrei. Für Depotkonten, Tagesgeld- und Festgeldkonten sowie für Kreditkonten müssen Kunden in der Regel nichts bezahlen.

Manche Direktbanken erheben aber Gebühren für Kontoauszüge im Rahmen einer Kreditvergabe.

Das Thema „Kosten“ spielt fast ausschließlich im Rahmen von Girokonten und den damit verbundenen Nebenleistungen wie Karten eine Rolle.

Girokonten gelten als Einstiegsprodukt. Hat eine Bank einen Kunden über ein günstiges Angebot für ein Girokonto erst einmal gewonnen, ist er häufig für andere Finanzdienstleistungen wie Kredite oder Sparprodukte bei derselben Bank offen.

Deswegen tobt unter den Banken ein Preiskampf. Ausgetragen wird er über ein angeblich „kostenfreies Girokonto“.

Kostenfrei muss aber nicht gebührenfrei heißen. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen und in den Leistungsverzeichnissen finden Bankkunden manche Überraschung.

Ist von „kostenfrei“ die Rede, sind damit in vielen Fällen nur die Grundgebühren gemeint. Aber auch dabei kann es Einschränkungen geben.

Ein Wegfall der Grundgebühr kann abhängen von bestimmten Mindestumsätzen oder einer bestimmten Höhe regelmäßiger monatlicher Geldeingänge, um einige Beispiele zu nennen.

Besonders auf folgende Gebührentatbestände sollten Bankkunden das Kleingedruckte abklopfen, bevor sie sich für einen Bankenwechsel entscheiden:

  • Kosten für Kreditkarte, Girocard und Partnerkarte,
  • Kosten für Überweisungen, Überweisungsbelege oder andere Kontobewegungen,
  • Kosten für die Überlassung von Tan Generatoren und/oder Tan Nummern,
  • Gebühren für den Bargeldverkehr und die Kartennutzung vor allem im Ausland und bei der Einzahlung von Bargeld.

Viele Direktbanken und Filialbanken bieten unterdessen einen kostenfreien Umzugsservice an. Häufig wird diese Dienstleistung nicht von den Banken selbst erbracht, sondern von beauftragten Fintech Unternehmen.

Nach dem Zahlungskontengesetz sind Banken ab dem 18. September 2016 verpflichtet, einen kostenfreien Umzugsservice anzubieten.

Das Gesetz enthält eine Reihe von Verfahrensvorschriften. So muss das neue Kreditinstitut die alte Bank innerhalb von zwei Geschäftstagen auffordern, das Konto zu schließen und innerhalb von fünf Tagen der neuen Bank alle Kontobewegungen der letzten 13 Monate mitzuteilen.

Die neue Bank nutzt diese Informationen, um eine ordnungsgemäße Abwicklung der Zahlungsverpflichtungen des Neukunden sicherzustellen.

P Konto bei Direktbanken

P Konten stellen keine besondere Form von Girokonten dar. Vielmehr wird ein bestehendes Konto durch eine besondere Vereinbarung in ein Pfändungsschutzkonto umgewandelt.

Darauf haben alle Kunden einen gesetzlichen Anspruch. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um eine Direktbank oder eine Filialbank handelt.

Allerdings gibt es bisher keinen rechtlichen Anspruch auf Einrichtung eines Girokontos und somit auch nicht auf Einrichtung eines P Kontos.

Im September 2016 muss jedoch eine Richtlinie der Europäischen Union umgesetzt werden, die einen solchen Anspruch vorsieht.

Bis dahin gibt es eine Selbstverpflichtung der deutschen Banken, die aber bestimmte Ausnahmen enthält.

Die Einrichtung eines Girokontos gleichgültig, ob bei Direktbanken oder Filialbanken, ohne SCHUFA Auskunft ist nirgends möglich.

Die Selbstverpflichtung bezieht sich jedoch auf die Einrichtung eines Kontos auf Guthabenbasis, selbst wenn negative SCHUFA Eintragungen vorliegen.

Sicherheit

Die Inanspruchnahme von Direktbank-Dienstleistungen setzt voraus, dass Kunden mit dem Umgang von neuen Technologien etwas vertraut sind. Wer Vorbehalte dagegen hat, sollte nicht auf Online Banking setzen.

Im Mittelpunkt steht immer die Frage der Sicherheit. Der Umgang mit Direktbanken ist sicher, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden.

Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es allerdings nicht. Von Hackerangriffen sind nicht nur Direktbanken, sondern auch Filialbanken betroffen.

Um die Sicherheit ihres Kontos nicht zu gefährden, sollten Kunden von Direktbanken folgendes beachten:

Die verwendeten Betriebssysteme müssen immer auf dem neuesten Stand sein.

Wichtig ist eine Sicherheitssoftware. Auch diese Software muss immer auf dem neuesten Stand gehalten werden.

Die Software sollte sich dadurch auszeichnen, dass sie in kurzen Abständen Updates der Dateien durchführt.

Vorteilhaft ist, wenn die Sicherheitssoftware eine Funktion für sicheres Online Banking enthält.

Manche Banken versenden tatsächlich E-Mails, die einen Link enthalten. Bankkunden sollten niemals auf solche Links klicken. Richtig ist, nur direkt in das Bankkonto zu gehen.

Passwörter und Benutzernamen sollten von Zeit zu Zeit gewechselt werden. Das Passwort muss streng genommen lang sein und aus einer ungewöhnlichen Zusammensetzung aus Buchstaben, Zahlen und Zeichen bestehen.

Daten wie Kontoauszüge und ähnliches sollten niemals auf dem Computer gespeichert werden.

Die Direktbank-Konten sollten regelmäßig auf außergewöhnliche Kontobewegungen kontrolliert werden. Häufig handelt es sich dabei nur um sehr kleine Beträge, die nicht gleich auffallen.

Zusammenfassung: Vor- und Nachteile

Direktbanken bieten ihre Finanzprodukte rund um die Uhr an. Kunden können ihre Bankgeschäfte jederzeit an jedem Ort bequem vom Computer aus, manchmal auch telefonisch, erledigen.

Sie sind zudem sehr oft günstiger als Filialbanken. Begründet wird dies mit der schlanken Verwaltungsstruktur und einem hohen Wettbewerbsdruck, denen Direktbanken im Internet unterliegen.

Auf der anderen Seite entfällt die individuelle Kundenbetreuung. Nur in Ausnahmen haben Kunden von Direktbanken einen bestimmten Ansprechpartner.

Zudem sind viele Finanzdienstleistungen genormt und richten sich vornehmlich an eine bestimmte Kundengruppe.

Das wird bei Krediten und auch bei Girokonten deutlich. Die bevorzugte Kundengruppe für besonders günstige Finanzprodukte sind Arbeitnehmer und Beamte in gesicherter Dauerstellung mit guten Einkünften. Selbstständige werden eher benachteiligt.

Die Vor- und Nachteile bei Filialbanken sind spiegelverkehrt zu denen bei Direktbanken.

Filialbanken kann man nur zu den Geschäftszeiten aufsuchen und sie verlangen regelmäßig höhere Gebühren als Direktbanken.

Andererseits sind Filialbanken er zu individuellen Lösungen bereit und leichter erreichbar, vor allem, wenn es um den Bargeldverkehr geht.

Finanzlösungen in außergewöhnlichen Fällen sind mit Filialbanken eher zu erreichen als mit Direktbanken. Davon profitieren vor allem Selbstständige und Gewerbetreibende.

Ein Beispiel sind Genossenschaftsbanken, die zwar teuer sind, bei denen Kunden aber Beteiligungsrechte erwerben können.