Asset Allocation, die Aufteilung einer Kapitalanlage auf Wertpapiere verschiedener Risikoklassen und Renditeerwartungen, ist ein wesentlicher Teil jeder erfolgreichen Geldanlagestrategie.

Finanzwissenschaftler haben eine Reihe kompliziert anmutender Theorien entwickelt, wie eine effektive Portfoliodiversifikation den Anlageerfolg optimieren kann.

Die Einzelheiten zu kennen und zu diskutieren, mag für Profianleger eine interessante Spielwiese sein.

Für Privatanleger lässt sich die Asset Allocation auf einen einfachen Grundsatz zurückführen: Nicht alles auf eine Karte setzen.

Dieser Beitrag befasst sich mit der Frage, was man unter Asset Allocation versteht, warum eine richtig gehandhabte Portfoliostrukturierung Voraussetzung für den Anlageerfolg ist und weshalb eine ehrliche Selbsteinschätzung des Anlegerprofils die Grundbedingung ist.

Asset Allocation: Was ist das eigentlich?

Asset Allocation bedeutet die Aufteilung des Kapitals auf Wertpapiere und andere Geldanlagen, die jeweils verschiedenen Anlageklassen angehören. Andere Begriffe sind Portfoliodiversifikation oder Portfoliostrukturierung.

In der Regel geschieht die Diversifikation mit Anlageklassen wie Aktien, Immobilien, Anleihen (Renten), Rohstoffe, Währungen und schnell verfügbaren Geldbeständen (zum Beispiel: Geldmarktfonds, Tagesgeld).

Im Idealfall findet innerhalb einer jeden Anlageklasse eine weitere Diversifikation statt. So wird bei Aktien auf eine Streuung nach Regionen und Branchen geachtet.

Die Anlageklasse „Anleihen“ kann beispielsweise aufgeteilt werden in Staatsanleihen und Unternehmensanleihen.

Die Anlageklasse „Immobilien“ kann regional diversifiziert werden und/oder nach der Nutzungsart der Immobilien – Gewerbeobjekte oder Mietwohnungen.

Privatanleger werden regelmäßig die Anlageklassen Aktien, Renten, Immobilien und Rohstoffe bevorzugen.

Häufig wird eine Asset Allocation zwischen Aktien, Renten, Cashbeständen und vielleicht noch Immobilien stattfinden.

Die Gewichtung unter den Anlageklassen hängt von vier Faktoren ab: dem zur Verfügung stehenden Kapital, der voraussichtlichen Anlagedauer, der Risikobelastbarkeit und den Renditeerwartungen.

Effekte der Asset Allocation und Portfoliomanagement

Eine an das Anlegerprofil richtig angepasste Portfoliodiversifikation ist mehr als nur die Addition unterschiedlicher Anlageklassen.

Der Vorteil der Asset Allocation liegt in der Korrelation der verschiedenen Anlageklassen untereinander.

Beispielsweise ist das Gesamtrisiko eines diversifizierten Portfolios nicht einfach die Addition aus den Risiken der einzelnen Anlageklassen.

Vielmehr wird das Gesamtrisiko durch einen bestimmten Korrelationsfaktor gemindert. Dadurch entstehen Vorteile im Chance-Risiko-Profil.

Umfangreiche Untersuchungen haben ergeben, dass knapp 90 % des Ertrages und der Volatilität eines Portfolios auf die Art der Diversifikation zurückzuführen sind.

Das bedeutet: Portfolios mit der gleichen Zusammensetzung entwickeln sich auch gleichartig. In welche Wertpapiere innerhalb einer Anlageklasse investiert wird, spielt dabei keine Rolle.

Abgesehen von relativ seltenen Ausnahmen entwickeln sich die unterschiedlichen Anlageklassen gegenläufig. Wenn die Aktienmärkte fallen, geht es dem Anleihemarkt besser. Auch Edelmetalle tendieren dazu, sich gegenläufig zu Aktien entwickeln.

Diese Gegenläufigkeit in der Wertentwicklung hat zwei Wirkungen: Risiken und Ertragsentwicklungen werden geglättet. Zudem gerät das ursprünglich vorgesehene Verhältnis der Anlageklassen untereinander außer Kontrolle.

Diese Entwicklung tritt mit Sicherheit ein. Oft wird es der Aktienanteil sein, der stärker wächst als der Rentenanteil.

Die Frage ist, wie Anleger darauf reagieren sollen.

Häufig wird ein aktives Portfoliomanagement empfohlen, mit dem das ursprüngliche Verhältnis immer wieder hergestellt wird. Eine andere Möglichkeit ist, die unterschiedliche Wertentwicklung hinzunehmen.

Ein aktives Portfoliomanagement kann auf zwei Wegen vorgenommen werden: durch Umschichtung oder durch Zukäufe.

Umschichtungen verursachen Kosten, die sich negativ auf Renditen auswirken. Aus unserer Sicht sind Zukäufe der bessere Weg.

Wer sich für ein aktives Portfoliomanagement entscheidet, sollte es unserer Meinung nach nicht übertreiben.

Nicht jede kleine Abweichung von der ursprünglichen Zusammensetzung des Portfolios ist es wert, umzuschichten oder zuzukaufen.

Manchmal gleichen sich Abweichungen sogar von selber wieder aus.

Nach unserer Auffassung sollte eine Überprüfung der Portfoliozusammensetzung nur in großen Zeitabständen oder nach besonders ungewöhnlichen Marktentwicklungen erfolgen.

Die ursprüngliche Asset Allocation sollte nach Möglichkeit durch Zukäufe wiederhergestellt werden, sobald die Abweichung 10 bis 20 % beträgt.

Sind Zukäufe nicht möglich, sollten alle Papiere gehalten werden.

Methoden der Asset Allocation

Es gibt eine Reihe von Theorien darüber, wie die Asset Allocation für bestimmte Anlegertypen optimiert werden kann. Keine dieser Methoden verspricht einen 100-prozentigen Erfolg.

Jede Geldanlage, selbst Spareinlagen, unterliegen einem gewissen Verlustrisiko.

Für Privatanleger am ehesten nachzuvollziehen ist das sogenannte „Markowitz-Paradigma“. Zunächst wird ermittelt, wie hoch das Kapital zum Ende des Anlagezeitraums sein soll.

Danach wird die Rendite errechnet, die zum Erreichen des Anlageziels im Durchschnitt erwirtschaftet werden muss.

Jetzt wird die Asset Allocation festgelegt, mit der die durchschnittliche Rendite aller Wahrscheinlichkeit nach erzielt werden kann.

Je höher die Rendite sein muss, desto größer ist der Anteil an risikoreicheren Anlageklassen.

Die Portfolios werden so zusammengesetzt, dass das Renditeziel mit dem geringsten möglichen Risiko erreicht wird.

Um die zu erwartenden Renditen einzelner Anlageklassen abschätzen zu können, wird auf vergangene Anlagezeiträume zurückgegriffen. Die Zeiträume müssen viele Jahrzehnte umfassen, beispielsweise 90 Jahre.

Betrachtet werden die durchschnittlichen jährlichen Erträge, der in dem Zeitraum aufgetretene höchste Verlust und der höchste Gewinn, sowie das Verhältnis zwischen Verlustjahren und Gewinnjahren.

Verglichen werden nicht Einzelwerte, sondern Indices. Ein Problem dabei ist, dass viele Indices nicht auf eine so lange Geschichte zurückblicken können.

Deshalb wird versucht frühere Indices heranzuziehen, die mit den heutigen Indices halbwegs vergleichbar sind.

Beispiele:

Amerikanische Bonds hatten in den letzten 90 Jahren einen durchschnittlichen Ertrag von ca. 5,3 % jährlich. Der höchste jährliche Ertrag belief sich auf 32,6 %, der höchste Verlust lag bei 8,1 %. Es gab 14 Verlustjahre.

Amerikanische Aktien erwirtschafteten im Schnitt 10 % jährlich. Der höchste jährliche Verlust betrug ungefähr 43 %, der höchste Gewinn ungefähr 54 %. 25 Jahre waren Verlustjahre.

Die Beispiele verdeutlichen das Prinzip: Muss die Rendite hoch sein, ist dies nur mit mehr Risiko und höherer Volatilität machbar.

Je nach Risikotoleranz und Renditeerwartung können die verschiedenen Anlageklassen gemischt werden.

Selbsteinschätzung als Erfolgsvoraussetzung

Wie ein Portfolio am besten strukturiert wird, hängt fast ausschließlich von persönlichen Faktoren ab. Am Anfang einer jeden Anlageentscheidung steht also eine Selbsteinschätzung des Investors.

Anleger neigen manchmal dazu, ihre Fähigkeiten als Investoren zu überschätzen. Das gilt vor allem für die Risikotoleranz.

Realistisch zu bleiben ist aber eine wesentliche Voraussetzung für den Anlageerfolg.

Wie erfahren bin ich in Investitionsangelegenheiten?

Die Einschätzung des eigenen Wissens und der Erfahrung in Sachen Vermögensanlage ist in zweifacher Hinsicht von Bedeutung.

Wer über eine ausreichende Kenntnis in Bezug auf bestimmte Geldanlageprodukte verfügt, der kann am ehesten die Spreu vom Weizen trennen und fällt nicht auf unsolide Produkte herein.

Erfahrung schützt außerdem vor zwei Grundübel der Kapitalanlage: Gier und Panik. Erfahrene Anleger kennen die Renditegrenzen ihrer ausgewählten Finanzprodukte.

Sie lassen sich durch zwischenzeitliche hohe Verluste etwa durch einen Börsencrash nicht aus der Ruhe bringen und zeigen Durchhaltevermögen.

Je weniger Wissen und Erfahrung vorhanden ist, desto höher sollte der Anteil an Wertpapieren mit geringem Risiko sein.

Wie sind meine Einkommens- und Vermögensverhältnisse vor Beginn der Investition?

Anleger mit geregeltem Einkommen, welches einen angemessenen Lebensunterhalt sichert, können mehr Risiken eingehen als Anleger, deren Einkommen zukünftig ungewiss ist.

Bei ungewissem Einkommen kann es sein, dass auf das Ersparte zurückgegriffen werden muss. Bei einer Aktienanlage beispielsweise kann ein Verkauf zur Unzeit zu erheblichen Verlusten führen.

Ideal ist, nur den Anteil am Vermögen in volatile Anlageprodukte zu stecken, auf den man im Notfall während des Anlagezeitraums nicht zurückgreifen muss.

Welche Zeitvorstellungen verbinde ich mit der Geldanlage?

Für wie lange möchte ich das Geld anlegen? Ab wann werde ich voraussichtlich welche Beträge aus der Investition benötigen?

Möchte ich am Ende des geplanten Anlagezeitraums sofort den gesamten Betrag abziehen, oder plane ich eine schrittweise Reduktion des angelegten Kapitals?

Bei kurzfristigem oder mittelfristigem Anlagehorizont sollte der Schwerpunkt auf festverzinslichen Papieren liegen.

Bei einem Anlagezeitraum von ein bis zwei Jahren ist es besser auf Aktien zu verzichten und sich allein auf festverzinsliche Wertpapiere oder Tagesgeld zu konzentrieren.

Ab einem Zeitraum von fünf Jahren kann der Anteil an renditestarken aber risikoreicheren Anlageprodukten erhöht werden. Beispiel: je zur Hälfte Aktien und Renten.

Soll zum Ende der Laufzeit, etwa mit Eintritt des Rentenalters, Kapital Schritt für Schritt entnommen werden, empfiehlt sich gegebenenfalls eine Umschichtung in risikoärmere Geldanlagen.

Wie steht es mit meiner Risikotoleranz?

Um die eigene Risikotoleranz einzuschätzen, stellt man sich am besten bestimmten Szenarien vor.

Aktien, in die ich investiert habe, fallen in anderthalb Monaten um 25 %. Wie würde ich darauf reagieren?

Alle Aktien oder Teile der Aktien verkaufen? Die Krise aussitzen? Oder würde ich nachkaufen?

Wie würde ich auf einen länger andauernden Bärenmarkt reagieren? Umschichten, durchhalten oder nachkaufen?

Wie viel Volatilität ist für mich akzeptabel? Bin ich bereit, bewusst auf Rendite zu verzichten, indem ich in Wertpapiere mit möglichst wenig Wertveränderung investiere?

Je höher die Risikofähigkeit ist, desto eher kann eine Investition hauptsächlich in renditestarke Papiere wie Aktien empfohlen werden.

Portfoliodiversifikation und persönliches Anlegerprofil

Die einzelnen Punkte der Selbsteinschätzung können jetzt zu einem persönlichen Anlegerprofil zusammengefasst werden.

Auf dieser Grundlage können Investoren über die für sie richtige Asset Allocation entscheiden.

Ein wenig erfahrener aber sehr risikobereiter Anleger, der eine Geldanlage mit einer Zeitvorstellung von zehn Jahren plant, sollte hauptsächlich auf wenig volatile Rentenpapiere setzen.

Er mag sich für risikofähig halten, aber er konnte sich das selbst bisher noch nicht beweisen.

In solchen Fällen ist vielleicht ein Aktienanteil von 30 % der richtige Einstieg. Zu einem späteren Zeitpunkt kann dieser Anteil erhöht werden.

Ein erfahrener Anleger, der aber Wert auf geringe Volatilität bei vernünftigen Renditen legt, wird sich vielleicht für ein ausgeglichenes Portfolio mit einem Aktienanteil von 40 % entscheiden.

Ein erfahrener Anleger mit einem langen Anlagehorizont, einer hohen Risikobereitschaft und viel Durchhaltevermögen, der das angelegte Vermögen voraussichtlich niemals zur Bestreitung des Lebensunterhalts benötigen wird, wird sich vielleicht für einen Aktienanteil in Höhe von 80 bis 100 % entscheiden.

Asset Allocation und Lebensalter

Häufig liest man, dass die Zusammensetzung eines Portfolios vom Lebensalter abhängig gemacht werden sollte.

Je älter ein Anleger ist, desto weniger Risiken sollte er eingehen. Oder in anderen Worten: der Anteil an Aktien sollte sich mit zunehmendem Alter verringern.

Bekannt sind solche Formeln wie 100 minus Alter oder 120 minus Alter. Wer beispielsweise 50 Jahre alt ist, der sollte nach der ersten Formel nicht mehr als 50 % seines Vermögens in Aktien anlegen.

Solche Formeln mögen Anlegern gewisse Faustregeln an die Hand geben. Sie blenden aber die individuellen Verhältnisse aus.

Warum soll ein gesunder, gutsituierter 65-jähriger Anleger, der über ausreichende Erfahrung verfügt, nicht 80 % seines Vermögens in Aktien anlegen?

Angesichts steigender durchschnittlicher Lebenserwartung kann auch ein solcher Anleger langfristig denken.

Im Grunde gilt für ältere Menschen nichts Besonderes. Die Auswahl der passenden Asset Allocation sollte auf der Grundlage einer umfassenden und realistischen Selbsteinschätzung getroffen werden.

Welche Geldanlageprodukte auswählen?

Abgesehen von einer Cashreserve werden die meisten Privatanleger sich auf zwei Anlageklassen konzentrieren – Aktien und Anleihen.

Die Grundsatzfrage lautet: Soll in Fonds oder in einzelne Papiere investiert werden? Grundsätzlich empfehlen sich Fonds, weil sie innerhalb einer Anlageklasse die besten Möglichkeiten zur Risikostreuung garantieren.

Am besten eignen sich börsengehandelte Indexfonds, ETFs genannt.

Niedrige Kosten verhindern allzu hohe Renditeverluste. Zudem sind teure, aktiv gemanagte Fonds in der großen Mehrheit nicht erfolgreicher als der Vergleichsmarkt.

Die Qualität der Indexfonds richtet sich nach der Qualität der unterlegten Indices, die abgebildet werden.

Aus unserer Sicht eignen sich für eine Aktienanlage ETFs auf der Grundlage vom MSCI World oder S&P.

Für die Rentenanlage sollten ETFs gewählt werden, der einen Rentenindex abbildet, der nur Papiere aus dem Euroraum berücksichtigt.

Auf diese Weise wird das bei Rentenpapieren bedeutsame Währungsrisiko ausgeschlossen.

Wer zusätzlich in Immobilien investieren möchte, sollte vorsichtig mit Immobilienfonds, vor allem mit geschlossenen Immobilienfonds sein. Besser eignen sich breit aufgestellte Reits.

Möchten sehr risikofähige Anleger in Rohstoffe investieren gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann in den Rohstoff körperlich investieren, beispielsweise Goldbarren in den Safe legen.

Eine solche Investition ist aber nicht in alle Rohstoffe möglich. Wer stellt schon mehrere Barrels Öl in seinem Garten?

Eine bessere Möglichkeit ist die Investition in Zertifikate. Das Angebot dieser risikoreichen Form der Geldanlage ist riesig.

Die Cashreserve kann durch Geldmarktsfonds, kurzläufige Rentenpapiere, Festgeld mit sehr kurzen Laufzeiten oder durch Tagesgeld dargestellt werden.

Einige Finanzdienstleister bieten sogar standardisierte Komplettprodukte für unterschiedliche Anlegerprofile.

Mit dem Kauf eines einzigen Finanzprodukts erhält der Anleger die seinem Profil entsprechende Asset Allocation.

Die Investition in solche Fonds ist Geschmackssache. In jedem Fall sollte auf die anfallenden Kosten geachtet werden.

Oft stellte es sich als besser heraus, Anlageentscheidungen nicht Dritten anzuvertrauen, sondern sie selbst in der Hand zu behalten. Das spricht dafür, die Auswahl der Finanzprodukte für die passende Asset Allocation selbst vorzunehmen.