Anleihen, fachmännisch auch Renten genannt, stellen ein wichtiges Segment der Finanzmärkte dar. Das weltweite Handelsvolumen dieser Effekten könnte sogar höher sein als die Summe aller Investitionen in Aktien.
Vordergründig stehen Renten in einer Art doppeltem Konkurrenzverhältnis zu den Aktien.
So gibt es Situationen an den Finanzmärkten, in denen Investoren den Aktien davonlaufen und ihr Geld in Anleihen umschichten und umgekehrt.
Anlässe sind jeweils durch konjunkturelle Notwendigkeiten veranlasste Veränderungen des allgemeinen Zinsniveaus durch Anheben oder Senken wichtiger Leitzinsen.
Für private Investoren mögen solche Marktbewegungen ebenfalls Grund genug sein, ihr Portfolio anzupassen. Darüber hinaus gibt es aber noch ganz spezielle Gründe für eine Geldanlage in Anleihen:
Renten gelten – keineswegs immer zu Recht – als eine Art sicherer Hafen. Neben Aktien gehören sie deshalb nach Auffassung vieler Investoren als Risikopuffer in ein gut diversifiziertes Depot.
Wird langfristig gespart, lautet die Empfehlung häufig, den risikoreichen Aktienanteil gegen Ende der geplanten Ansparphase zugunsten von Renten oder anderen festverzinslichen Sparprodukten zu verringern.
Dieser Beitrag stellt Privatanlegern einige Basisinformationen zu Anleihen zur Verfügung und gibt Tipps zur sicheren Geldanlage in Renten.
Tipps zum Umgang mit Anleihen
Die Tipps richten sich an private Geldanleger, die nicht an Spekulationsgeschäften interessiert sind, sondern einen langfristigen Vermögensaufbau im Auge haben.
Anleihen können diesen Investoren die Möglichkeit zur Diversifikation ihres Depots geben. Renten von hoher Qualität haben grundsätzlich ein geringes Risiko bei in normalen Zeiten guten Renditen.
Kaufen Sie zur Diversifikation ihres Depots nur Rentenprodukte mit hoher Sicherheit (Rating AAA – S&P, Fitch oder Aaa – Moody‘s). Eine Kreditqualität mit der Bewertung AA bei S&P oder Fitch oder Aa2 bei Moody‘s mag auch noch ausreichen.
Investieren Sie vorzugsweise in Anleihen-ETFs, kostengünstige passiv gemanagte Fonds, die einen Rentenindex abbilden. In dem Rentenindex sollten nur Bonds mit hohem Rating sein.
Möchten Sie in einzelner Renten investieren, wählen Sie die besten Staatsanleihen mit hohem Rating, beispielsweise Bundesobligationen.
Wenn Sie sich für Einzelpapiere entscheiden, dann investieren sie in Jumbo Anleihen. Das sind besonders liquide Renten.
Sie verfügen über ein hohes Kreditvolumen und werden an der Börse täglich gehandelt. Ankaufskurse und Rücknahmekurse werden demnach täglich gestellt. Bei anderen Anleihen ist ein ausreichendes Handelsvolumen nicht immer garantiert.
Planen Sie Anleihen nach Möglichkeit bis zum Ende der Restlaufzeit zu halten. Dann haben sie eine sichere, von vornherein kalkulierbare Rendite.
Entstehen während der Laufzeit exorbitante Kursgewinne, können sie bei börsengehandelten Bonds natürlich jederzeit realisiert werden, sofern dies gewünscht wird.
Besser als bei Aktien lässt sich der günstigste Kaufzeitpunkt einschätzen. Grundsätzlich sind die Renditen am höchsten, wenn die Leitzinsen und damit die Marktzinsen hoch sind und die Aktienkurse nachgeben.
Als Faustregel gilt:
Anleihen mit kurzer Laufzeit oder ETFs, die in Kurzläufer investieren, eignen sich eher bei niedrigem Zinsniveau. Anleihen mit mittlerer und langer Laufzeit und ETFs, die entsprechend investieren, sind erste Wahl bei hohem Zinsniveau.
Vergleichen Sie immer die Rendite mit konkurrierenden Produkten ähnlicher Risikoklasse. Das sind im wesentlichen Tagesgeld und Festgeld.
Vor allem bei sehr niedrigen Marktzinsen fahren Sie mit Festgeld sehr oft besser. Beachten Sie, sich nicht zu lange zu binden. Die Laufzeit sollte niemals länger als 2 – 3 Jahre sein.
Achten Sie auf alle Kosten.
Hohe Gebühren sind Renditekiller. Ordern Sie Rentenprodukte über günstige Onlinebroker und achten Sie auf Ausgabeaufschläge und Verwaltungskosten. ETFs sollten ausschließlich Verwaltungskosten bis zu höchstens 0,2 % verursachen.
Ein optimaler Vermögensaufbau setzt wegen des Zinseszinseffekts die sofortige Wiederanlage von Erträgen voraus.
Wird in einzelner Anleihen investiert oder in ausschüttende Fonds muss der Anleger selbst tätig werden.
Vor allem kleinere Beträge lassen sich nicht so einfach gleich wieder anlegen. Bei thesaurierenden Produkten geschieht dies automatisch. Deshalb sollten ausschüttende Fonds vorgezogen werden.
Einige Finanzdienstleister bieten ETF Sparpläne an mit Raten ab 25 € oder 50 €. Bei Sparplänen immer besonders auf die Kosten achten!
Futures und Optionen auf Rentenpapiere sind spekulative Geldanlagen.
Gleiches gilt für Anleiheprodukte ab der Ratingstufe BB (S&P, Fitch) bzw. Ba2 (Moody‘s). Solche Papiere sind für einen kontinuierlichen Vermögensaufbau ungeeignet.
Definition:Was sind Anleihen?
Die Grundform der Anleihe lässt sich leicht erklären. Darüber hinaus gibt es aber eine große Anzahl von Abwandlungen, die manchmal relativ kompliziert anmuten und außerdem mit besonderen Risiken behaftet sind.
Bonds, Obligationen und Renten sind nur andere Bezeichnungen für dasselbe Wertpapier, nämlich Anleihen. Insbesondere unterscheiden sich Obligationen von Anleihen nicht.
Anleihen dienen der Beschaffung von Fremdkapital für öffentliche Hände, als juristische Personen organisierte Unternehmen und Banken.
Sie werden regelmäßig als Inhaberschuldverschreibungen ausgegeben und lauten auf einen bestimmten Nennwert, zum Beispiel 1.000 €.
Manchmal wird ein größerer Nennwert gesplittet, und über Teilbeträge werden jeweils eigene Urkunden ausgestellt. Dann spricht man von Teilschuldverschreibungen.
Der Nennwert ist der Kreditbetrag, den der jeweilige Inhaber der Schuldverschreibung den Emittenten zur Verfügung stellt. Bezogen auf diesen Nennwert verbriefen Anleihen Gläubigerrechte.
Anleihen sind sogenannte Forderungspapiere, in denen Laufzeiten, Zinszahlungen, Tilgungsleistungen und Ausgabewährung festgelegt sind.
Der Anspruch auf Zinszahlung ist in einem gesonderten Zinskupon verbrieft, gegen dessen Vorlage die Zinszahlungen zum angegebenen Termin erfolgen.
Die Laufzeiten können wenige Jahre betragen oder sehr lang sein beispielsweise 30 Jahre. Sie werden vom Emittenten nach dessen Bedürfnissen festgesetzt.
Man unterscheidet kurzfristige Laufzeiten bis zu vier Jahren, mittelfristige bis zu acht Jahren und langfristige Laufzeiten von mehr als acht Jahren. Bei sehr hohem Zinsniveau wählt der Emittent möglichst kurze Laufzeiten.
In ihrer Grundform verbriefen Anleihen regelmäßige, in Deutschland jährliche, Zinszahlungen bei gleichbleibender Zinshöhe sowie die Erstattung des Nennwertes zum Ende der Laufzeit. Üblich sind außerdem abgezinste Anleihen.
Der Anleger erwirbt solche Papiere zu einem Preis deutlich unter Nennwert, während am Ende der Laufzeit der Nennwert erstattet wird.
Die Tilgung des in der Urkunde ausgewiesenen Nennbetrages kann unterschiedlich geregelt sein. Üblich ist die Tilgung des gesamten Betrages am Ende der Laufzeit in einer Summe.
Möglich sind jedoch ebenso Annuitätentilgungen. Wie bei einem Ratenkredit werden regelmäßige Raten gezahlt, die sowohl Zinsen als auch Tilgungsleistungen enthalten. Die Folge: der Ertrag schrumpft mit der Zeit, weil sich mit jeder Ratenzahlung der zu verzinsende Betrag verringert.
Besonders solide und sicher sind deutsche Staatsanleihen. Sie werden vom Bund, den Ländern und den Gemeinden herausgegeben und sind regelmäßig an den Börsen handelbar.
Sie unterscheiden sich bei den Laufzeiten und in der Verzinsung. Bundesanleihen laufen zwischen 10 und 30 Jahre, Bundesobligationen meistens fünf Jahre und Bundesschatzanweisungen zwei Jahre.
Anleihearten
In den letzten Jahrzehnten hat der Finanzmarkt neben der einfachen Grundform eine Reihe von Abwandlungen entwickelt, die im Wesentlichen die Form der Zinszahlungen und die Art und Weise der Tilgung modifizieren.
Kaufen Anleger Anleihen, die von der Grundform abweichen, entstehen für den Investor regelmäßig zusätzliche Risiken, in Einzelfällen aber auch höhere Gewinnchancen.
Floater
Floater sind Anleihen ohne feste Zinssätze. Die Zinsen richten sich nach einem jeweils festgelegten Referenzzinssatz und ändern sich mit diesem in bestimmten Zeitabständen.
Manchmal werden Obergrenzen und Untergrenzen festgelegt, innerhalb deren die Zinsen floaten können.
Floater relativieren einen besonderen Vorteil der Anleihen: die Kalkulierbarkeit der Rendite, wenn das Papier bis zum Laufzeitende gehalten wird.
Der Anleger trägt das Risiko der Marktzinsentwicklung. Da sichere Prognosen über Marktzinsen nicht möglich sind, handelt es sich bei Floatern um spekulative Wertpapiere.
Nullkupon Anleihe
Laufende Zinszahlungen entfallen. Das Papier wird abgezinst ausgegeben.
Am Ende der Laufzeit erstattet der Emittent den in der Urkunde enthaltenen Nennwert.
Der Ertrag besteht aus der Differenz des Ausgabekurses zum Nennwert.
Mit dessen Begleichung zum Laufzeitende wird der Gewinn ausgeschüttet.
Niedrigzinsanleihe
Der im Zinsschein verbriefte Zinssatz liegt unterhalb des üblichen Marktzinses.
Um die Rendite den normalen Bedingungen anzupassen, wird die Anleihe zu einem Preis unter dem Nennwert ausgegeben.
Manche Anleger wählen diese Konstruktion aus steuerlichen Gründen.
Nachrangige Anleihen
Der Anleger wird im Falle einer Insolvenz des Emittenten mit seiner Forderung erst berücksichtigt, nachdem alle anderen Gläubiger ihr Geld erhalten haben.
Nachrangige Anleihen gleichen diesen Nachteil durch eine gegenüber anderen Papieren höhere Verzinsung aus.
Nachrangige Obligationen werden natürlich nicht als Staatsanleihen ausgegeben, sondern nur als Unternehmensanleihen, bevorzugt von Banken oder Versicherungen.
Anleihen mit Inflationsschutz
Inflationsindexierte Anleihen schützen das eingesetzte Kapital vor Kaufkraftverlusten.
Zinszahlungen und Rückzahlungwert werden an die Inflationsrate gekoppelt.
In Deutschland gibt es beispielsweise inflationsgeschützte Bundesanleihen.
Die Emittenten deutscher Papiere berechnen die Rendite auf der Grundlage der Entwicklung europäischer Verbraucherpreise.
Anleihe mit vorgesehener Konvertierung
Dieser Anleihetyp sieht in den Bedingungen eine Kündigung durch den Schuldner vor.
Mit der Kündigung stellt der Schuldner, der Emittent, den Inhaber der Anleihe vor die Wahl.
Er kann die Auszahlung des noch nicht getilgten Nennbetrages verlangen oder der Konvertierung zustimmen.
Die Konversion kann sich auf Änderung des Tilgungsverfahrens, der Zinsbedingungen oder der Laufzeitvereinbarung beziehen.
TIER1 Anleihen
TIER1 Anleihen werden von Banken ausgegeben.
Sie verfügen über eine unendliche Laufzeit. Zinszahlungen hängen davon ab, ob Dividenden ausgeschüttet werden.
Der Anleger erhält also Zinsen nur für Zeiträume, für die es Dividenden an Aktionäre gibt.
Dieser Typ der Bankanleihe ist nachrangig. Kommt es zu Zahlungsausfällen der emittierenden Bank, werden alle anderen Verbindlichkeiten vorrangig glatt gestellt.
Aus unserer Sicht sind TIER1 Anleihen für Privatanleger wenig empfehlenswert, weil ihnen die Berechenbarkeit fehlt.
Banken werden selbst in Finanzkrisen nur in Ausnahmefällen pleitegehen. Aber ein Ausfall von Dividendenzahlungen ist durchaus möglich und geschieht sogar relativ häufig.
TIER1 Anleihen nähern sich deshalb der Risikostufe von Bankaktien an und eignen sich deshalb wenig als Sicherheitspolster für ein Depot.
Fremdwährungsanleihen
Fremdwährungsanleihen werden in Nicht-Euro Währungen ausgegeben. Emittenten können Staaten und Unternehmen sein.
Es gibt zwei unterschiedliche Formen. Beim wohl gebräuchlichsten Typ werden sowohl Tilgungsleistungen auf den Nennbetrag als auch Zinsen in fremder Währung ausgezahlt.
Darüber hinaus gibt es Bonds, die Zahlungen in unterschiedlichen Währungen verbrieften.
Beispielsweise wird der Nennbetrag in britischen Pfund getilgt, während die im Zinskupon verbrieften Zinszahlungen in Euro geleistet werden. Diese Papiere nennt man Doppelwährungsanleihe.
Währungsanleihen sind spekulative Geldanlagen.
Der Anleger trägt das Risiko von Wechselkursschwankungen. Zudem entstehen zusätzliche Kosten, wenn an ausländischen Börsen geordert wird.
Wandelanleihen (Convertible Bonds)
Der Anleger kann die Anleihe in Aktien tauschen. Bei Ausübung des Wandlungsrechts verfällt die Anleihe.
Handelt es sich um eine Pflichtwandelanleihe, muss der Umtausch in der vorgesehenen Form geschehen. Es gibt kein Wahlrecht.
Eine Unterform sind Optionsanleihen.
Dem Anleger wird das Recht eingeräumt, Aktien oder andere Vermögenswerte zu einem bestimmten Preis und meistens auch zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erwerben.
Dieses Recht ist in einem eigenständig handelbaren Optionsschein verbrieft.
Wandelanleihen bieten Unternehmen einen günstigen Weg zur Kapitalbeschaffung. Die Unternehmen können sich Fremdkapital zu geringen Zinssätzen beschaffen, weil die Anleger ihr Recht auf Umtausch in Aktien mit Zinsverlusten bezahlen müssen.
Wandelanleihen gelten als bedingte Kapitalerhöhungen und müssen deshalb von der Hauptversammlung des Emittenten genehmigt werden.
Strukturierte Anleihen
Meistens handelt es sich um festverzinsliche Schuldverschreibungen. „Strukturiert“ sind sie, weil die Wertpapiere mit Zusatzbedingungen versehen werden.
Zum Beispiel kann die Tilgung in Raten vorgesehen sein.
Der Zinskupon kann sich in bestimmten Zeitabständen erhöhen oder verringern.
Eine weitere Besonderheit: der Emittent verbrieft keine eigenen Werte, sondern Darlehen, die der Emittent Drittunternehmen gewährt hat.
In solchen Fällen haftet der Anleger dem Emittenten bis zum Nennbetrag für mögliche Zahlungsausfälle beim Drittunternehmen.
High Yield Anleihen
Hochzinsanleihen werden von Unternehmen und Staaten mit schlechtem Rating ausgegeben. Die Ratingstufe ist BBB oder sogar noch schlechter. Andere Bezeichnungen sind Junk Bond oder Schrottanleihen.
Bei diesen Papieren ist das Ausfallrisiko besonders hoch. Sie befinden sich in etwa auf derselben Risikostufe wie schlechte Aktien.
Schrottanleihen zeichnen sich zum Risikoausgleich mit einem besonders hohen Zinssatz aus. Der Zinsaufschlag gegenüber Anleihen mit vernünftigem Rating wird Brett genannt.
Es versteht sich von selbst, dass sich Junk Bonds als Beimischung in einem Depot, welches dem langfristigen Vermögensaufbau dient, nicht eignen.
Rating
Anleihe-Rating ist eine wichtige Entscheidungshilfe für Privatanleger. Die wichtigsten Ratingagenturen sind S&P, Moody‘s und Fitch.
Bewertet wird die Kreditwürdigkeit. Das ist die Wahrscheinlichkeit, mit der die verbrieften Zahlungen tatsächlich geleistet werden. Die Agenturen drücken ihre Bewertungen in Buchstaben oder in Zahlen aus.
In die Bewertungen fließen auch zukünftige Ereignisse ein, die die Kreditwürdigkeit beeinflussen können.
Beispielsweise wird abgeschätzt, wie gut oder schlecht der Emittent mit einer veränderten Wirtschaftsentwicklung wird zurechtkommen können.
Für Privatanleger sind Papiere mit erstklassigem Rating der Stufe A interessant. Andere Anleihen eignen sich kaum als Sicherheitspolster für ein Depot.
Anleihen ab BB sind Risikopapiere und ab BBB ist die richtige Bezeichnung Ramschanleihe. Das Risiko entspricht bei solchem Rating in etwa dem von nicht einmal besonders werthaltigen Aktien. Allerdings sind die Renditechancen niedriger.
Im Laufe der Zeit kann sich das Rating ändern. Aus soliden Papieren können weniger solide werden. Das trifft in erster Linie für Unternehmensanleihen zu.
Es gilt aber auch, wie die jüngste Vergangenheit gezeigt hat, für Staatsanleihen.
Selten aber werden Qualitätsanleihen zu Ramschpapieren mit hohem Ausfallrisiko.
Wer solche Papiere bis zum Laufzeitende hält, braucht sich deshalb um Renditeverluste keine Sorgen zu machen. Kursverluste müssen ihn nicht interessieren. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass deutsche Staatsanleihen tatsächlich die solidesten Papiere sind.
Kurse, Laufzeiten, Renditen & Zinsen
Fast alle Bonds werden an der Börse gehandelt. Angebot und Nachfrage bestimmen den Kurs einer Obligation.
Die Rendite unterliegt während der Laufzeit der Anleihe verschiedenen Einflussfaktoren.
Dabei handelt es sich um den Anschaffungspreis, den aktuellen Rücknahmepreis, dem Nominalwert (Nennwert) und den Nominalzinsen sowie um den aktuellen Kurs der Obligation.
Einige dieser Faktoren können sich von Tag zu Tag ändern, solange die Laufzeit noch nicht abgelaufen ist. Die Folge ist, dass die aktuelle Rendite sich ebenfalls von Tag zu Tag ändern kann.
Anleger, die ein Rentenpapier nach dem Erwerb bis zum Laufzeitende halten, brauchen sich um Veränderungen bei der Höhe der Rendite keine Sorgen zu machen.
Die Rendite bleibt stabil und entspricht immer derjenigen im Zeitpunkt der Anschaffung.
Was bewegt die Kurse?
Die Kurse von Obligationen hängen von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab und wie die jeweiligen Zentralbanken ihre Zinspolitik darauf ausrichten.
Mittel- und langfristige Anleihen reagieren sensibel auf Leitzinsveränderungen, kurzfristige Anleihen eher auf Veränderungen der Geldmarktzinsen.
Werden gegen Ende eines Konjunkturzyklus die Leitzinsen zur Bekämpfung der Inflation erhöht, sinken die Kurse bestehender Anleihen. Stimulieren die Notenbanken die Wirtschaft durch Zinssenkungen während einer Schwächephase, steigen hingegen die Kurse.
Die Restlaufzeit beeinflusst den Grad der Kursveränderungen. Je länger die Anleihen noch laufen, desto empfindlicher reagieren Kurse auf Veränderungen des allgemeinen Zinsniveaus.
Anleihekurse werden in Prozentzahlen angegeben, zum Beispiel 99,5 % des Nennwertes oder 101,2 %, nicht wie bei Aktien in absoluten Beträgen.
Nominale Zinsen
Die in Zinscoupons verbrieften Nominalzinsen richten sich zunächst nach der Bonität des Emittenten.
Ausgegangen wird bei der Festsetzung aber von den aktuellen Geldmarktzinsen bzw. den aktuellen Leitzinsen.
Bundesobligationen mit der höchsten Bonitätsstufe (AAA) liefern dabei den Maßstab.
Die Emittenten von Unternehmensanleihen müssen in der Regel je nach Bonität eine höhere Verzinsung bieten (Bonitätsaufschlag).
Aktuelle Rendite
Jeder neue Kurs verändert die Rendite.
Denn die Ankaufspreise und die Rücknahmepreise haben unmittelbaren Einfluss auf die effektive Verzinsung eines Bonds.
Steigende Kurse minimieren die Rendite im Zeitpunkt der Anschaffung, während fallende Kurse sie erhöhen.
Beispiel (bezogen auf einen Jahreszins):
Der Nominalzins soll 2 % betragen. Der Kurs der Anleihe liegt bei 102 %. Im Zeitpunkt der Anschaffung beläuft sich der effektive Zinssatz = die Rendite auf 1,96 %. Beträgt der Kurs hingegen nur 96 %, erhöht sich die Rendite bei Anschaffung auf 2,08 %.
Anleihen & Fonds kaufen und verkaufen
Einzelne Anleihen und ebenso Fonds sowie ETFs können an der Börse gehandelt werden; in Deutschland am besten in Frankfurt oder Stuttgart.
Um die Kosten gering zu halten, empfiehlt sich eine Order bei Onlinebrokern.
Fonds oder Direktanlage?
Fonds eignen sich für Privatanleger eher, weil mit ihnen eine Risikostreuung möglich ist.
Eine Ausnahme mögen Bundesanleihen bilden, die praktisch kein Anlagerisiko beinhalten, allerdings bei geringerer Rendite.
Wer in die verschiedenen Formen der Bundesanleihen investieren möchte, sollte dies direkt tun.
Bei der Auswahl von Fonds sind einige Punkte beachtenswert:
- Empfehlenswert sind ETFs, passiv gemanagte Indexfonds. Sie bilden einen bestimmten Index ab.
- Aktiv gemanagte Fonds sind teuer und erreichen nur ausnahmsweise eine bessere Rendite als vergleichbare Indices.
- Wichtig ist das Fondsvermögen. Große Fonds bieten mehr Sicherheit, und die Anteile sind besser handelbar.
- Gute Fonds geben in ihren Prospekten genau an, welche Strategie sie verfolgen und worin sie investieren.
- Von Bedeutung ist das Rating sowohl des Fonds als auch der einzelnen Anleihen und Indices, in die der Fonds investiert.
- Die Ankaufspreise können bei den Börsenplätzen verschieden sein. Ein Vergleich spart Kosten und erhöht gegebenenfalls die Rendite.
Besonders wichtig ist die Geld-Brief Spanne, der Unterschied zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis.
Diese Kennzahl ist ein bedeutender Indikator für die Liquidität der entsprechenden Anleihe oder des Fonds. Je größer die Spanne ist, desto geringer ist die Liquidität und desto seltener wird das Papier gehandelt.
Wann kaufen?
Empfohlen wird, einen Grundsatz einzuhalten: ein Kauf lohnt sich nur, wenn die Rendite besser ist als bei ähnlichen Geldanlagen mit vergleichbaren Laufzeiten.
Ein guter Vergleichsmaßstab ist Festgeld, vielleicht außerdem Tagesgeld. Beide Anlageformen schlagen übrigens Anleihen in puncto Sicherheit, sieht man einmal von Bundesobligationen ab.
Häufig wird empfohlen, in Nullkupon Anleihen zu investieren, sofern zukünftig sinkende Marktzinsen sehr wahrscheinlich sind.
Generell dürften sich Anleihen dann anbieten, wenn das Zinsniveau hoch ist. Bei hohen Marktzinsen kommen Bonds mit mittlerer oder langer Laufzeit in Betracht.
Sind die Zinsen niedrig, empfehlen sich, wenn überhaupt, nur Kurzläufer.
Steuern
Die Zinsen unterliegen der Zinsabschlagssteuer, die im Zeitpunkt der Auszahlung als Quellensteuer von der depotführenden Bank abgeführt wird.
Es gelten die üblichen Freibeträge. Der Steuersatz beträgt zunächst 30 %, richtet sich aber letztlich nach dem persönlichen Einkommenssteuersatz.
Werden durch Kurssteigerungen entstandene Veräußerungsgewinne realisiert, unterliegen sie der Einkommensteuer, sofern sie innerhalb der Jahresfrist anfallen (Spekulationssteuer).
Verluste können gegengerechnet werden, aber nur bis zur Höhe der im selben Besteuerungszeitraum angefallenen Gewinne.
Unterschied zum Festgeld
Der Inhaber einer Anleihe ist Kreditgeber des Emittenten oder eines Emittenten-Korbs bei Fonds. Im Falle einer Insolvenz kann es zu Verlusten kommen.
Festgeld hingegen ist eine Sparform die, bis zu einem bestimmten Betrag der Einlagensicherung unterliegt. Soweit die Einlagensicherung greift, gibt es kein Ausfallrisiko. Alle Länder haben irgendwelche Regelungen über die Einlagensicherung.
In manchen Ländern kann aber die Durchsetzung Schwierigkeiten bereiten.
Deswegen ist auch bei ausländischem Festgeld mit besonders hohen Zinsen eine gewisse Zurückhaltung sinnvoll, vor allem wenn es sich um ein Land mit fremder Währung handelt.
Bei Anleihen ist das Ausfallrisiko allerdings ebenfalls sehr gering und vor allem bei Unternehmensanleihen mit schlechtem Rating vorhanden.
Das leicht erhöhte Risiko gegenüber Festgeld sollte unseres Erachtens immer mit einer besseren Rendite ausgeglichen werden.
Gegenwärtig (2019) ist das wegen der historisch niedrigen Zinssätze allerdings nicht der Fall.
Unterschied zu Aktien
Der Aktionär ist Mitinhaber eines Unternehmens. Der Inhaber einer Anleihe stellt dem Unternehmen Fremdkapital zur Verfügung.
Mitinhaber partizipieren am Gewinn und am Verlust sowie an der Wertsteigerung oder dem Wertverlust eines Unternehmens.
Ertragschancen und Verlustrisiken sind höher als bei Anleihen. Deswegen werden Aktien für die riskanteren Geldanlagen gehalten, allerdings nur gegenüber Anleihen mit gutem Rating.
In Anleihen investieren: pro und contra
In ihrer Grundform bieten Anleihen mit guter Bonität berechenbare Erträge bei gleichzeitiger Garantie des eingesetzten Kapitals.
Unter Berücksichtigung des geringen Risikos sind die Renditen normalerweise sehr attraktiv. Das spricht prinzipiell für eine Investition in Anleihen.
Die Risiken nehmen aber zu, sofern von der Grundform abgewichen wird. Währungsrisiken und Zinsänderungsrisiken sind Beispiele.
Ein Kursrisiko besteht, wenn die Papiere vor Ablauf der Restlaufzeit abgestoßen werden. Kursrisiken sind aber nicht so ausgeprägt wie bei Aktien.
Möglich sind Inflationsrisiken, wenn eine ansteigende Inflationsrate Nettoerträge vernichtet, weil der Nominalzins nicht mehr ausreicht, um die Kaufkraftverluste auszugleichen. Tritt diese Situation ein, muss gleichzeitig mit Kursverlusten gerechnet werden.
Fazit: Anleihen eignen sich als risikoarme Beimischung zum Depot bis zu einem Rating von AA, sofern die Rendite diejenige von Festgeld und Tagesgeld übersteigt.
Sie eignen sich hingegen nicht als Ersatz einer Geldanlage in werthaltige Aktien.
Ein Aktienanteil sollte in jedem Depot vorhanden sein. Die Webseiten der Börsen Frankfurt und Stuttgart bieten Übersichten über die an den Börsenplätzen gehandelten Anleihen.
Gute Informationen finden Anleger darüber hinaus bei Finanzen.net und Onvista.de sowie auf test.de von Stiftung Warentest.